Yoga mit älteren Menschen

Ein ganz praktischer Erfahrungsbericht von Ilse Neiß

Mit älteren oder alten Menschen Yoga zu üben, erfordert eine ganz besondere Bereitschaft. Es bedeutet, sich mit einem Lebensabschnitt auseinanderzusetzen, in dem wie in kaum einem anderen die wesentlichen Merkmale von biologischen Prozessen bestimmt werden.
Diese Prozesse des Alterns formen in Verbindung mit daraus resultierenden Veränderungen psychologischer und gesellschaftlicher Art unausweichlich das gesamte Lebensspektrum des alten Menschen. Wer Lust hat, die Möglichkeiten und die Grenzen auszuloten, die das Alter uns allen gibt und setzt, kann in der Yogaarbeit mit alten Menschen helfen, einen Lebensabschnitt reicher, angenehmer, interessanter und lebenswerter zu machen, der allzu oft nur von der Seite des Verlustes früherer Fähigkeiten und Möglichkeiten aus betrachtet wird. Ilse Neiß beschreibt einige ihrer Erfahrungen als Yogalehrerin und Krankenschwester.

___

Hinweis: Demografische Angaben zur Bevölkerungsentwicklung in diesem Beitrag stammen aus den 1990er Jahren.

Yoga mit älteren Menschen

Ein ganz praktischer Erfahrungsbericht von Ilse Neiß

Mit älteren oder alten Menschen Yoga zu üben, erfordert eine ganz besondere Bereitschaft. Es bedeutet, sich mit einem Lebensabschnitt auseinanderzusetzen, in dem wie in kaum einem anderen die wesentlichen Merkmale von biologischen Prozessen bestimmt werden.
Diese Prozesse des Alterns formen in Verbindung mit daraus resultierenden Veränderungen psychologischer und gesellschaftlicher Art unausweichlich das gesamte Lebensspektrum des alten Menschen. Wer Lust hat, die Möglichkeiten und die Grenzen auszuloten, die das Alter uns allen gibt und setzt, kann in der Yogaarbeit mit alten Menschen helfen, einen Lebensabschnitt reicher, angenehmer, interessanter und lebenswerter zu machen, der allzu oft nur von der Seite des Verlustes früherer Fähigkeiten und Möglichkeiten aus betrachtet wird. Ilse Neiß beschreibt einige ihrer Erfahrungen als Yogalehrerin und Krankenschwester.

___

Hinweis: Demografische Angaben zur Bevölkerungsentwicklung in diesem Beitrag stammen aus den 1990er Jahren.

Yoga mit älteren Menschen

Ein ganz praktischer Erfahrungsbericht von Ilse Neiß

Mit älteren oder alten Menschen Yoga zu üben, erfordert eine ganz besondere Bereitschaft. Es bedeutet, sich mit einem Lebensabschnitt auseinanderzusetzen, in dem wie in kaum einem anderen die wesentlichen Merkmale von biologischen Prozessen bestimmt werden.
Diese Prozesse des Alterns formen in Verbindung mit daraus resultierenden Veränderungen psychologischer und gesellschaftlicher Art unausweichlich das gesamte Lebensspektrum des alten Menschen. Wer Lust hat, die Möglichkeiten und die Grenzen auszuloten, die das Alter uns allen gibt und setzt, kann in der Yogaarbeit mit alten Menschen helfen, einen Lebensabschnitt reicher, angenehmer, interessanter und lebenswerter zu machen, der allzu oft nur von der Seite des Verlustes früherer Fähigkeiten und Möglichkeiten aus betrachtet wird. Ilse Neiß beschreibt einige ihrer Erfahrungen als Yogalehrerin und Krankenschwester.

___

Hinweis: Demografische Angaben zur Bevölkerungsentwicklung in diesem Beitrag stammen aus den 1990er Jahren.

Die Lebensphasen aus der Sicht des Yoga

Die indische Tradition des Yoga teilt ein Leben in verschiedene Zeitabschnitte. Diese Aufteilung verbindet sich in der Tradition des Yoga mit der Fragestellung nach einer unterschiedlichen Gestaltung von Yogapraxis in den jeweiligen Lebensphasen. Schon im 9. Jahrhundert wird in einem Yoga-Text, der Yoga Rahasya, verfasst von Nāthamuni, eine solche Einteilung in drei Lebensabschnitte beschrieben:

  1. Shrishti krama (krama bedeutet Schritt, Phase) wird der Erste genannt. Er umfasst die ersten 25 Lebensjahre eines Menschen, eine Zeit, die von Wachstum – shrish­ti –geprägt ist. In einer Āsanapraxis wird Körperbewusstsein, Verständnis von Körperlichkeit und damit die Entwicklung körperlicher Möglichkeiten im Vordergrund stehen.
  2. Es folgt sthiti krama, in dem das Erhalten – sthiti – des Erreichten den Mittelpunkt der Praxis ausmachen sollte. Es umfasst als Lebensabschnitt die Zeitspanne vom 25. bis zum 75. Lebensjahr, deren Merkmal die soziale Verantwortung gegenüber Familie, Beruf und Umwelt ist. Prāṇāyāma, das Üben mit dem Schwerpunkt auf dem Atem, nimmt hier traditionellerweise den größten Raum der Yogapraxis ein.
  3. Lāya krama wird der letzte Lebensabschnitt genannt. Das Zurückweichen, Schwinden, sich zurückziehen – lāya – steht hier für Besinnung. Dieser Abschnitt meint die Zeit ab dem 75. Lebensjahr. Das Beziehen auf sich selbst in der Meditation und die Zuwendung zu einer göttlichen Kraft, wenn gewollt, bestimmen hier traditionellerweise die Yogapraxis.

Alter und Krankheit

Laut Angaben der Weltgesund­heits­­organisation (WHO) handelt es sich bei den über 60-Jährigen um zwei Drittel Frauen. Da der Lebensab­schnitt des Alters mehr und mehr in das Inter­es­se sozialpolitischer und gesundheitspolitischer Überlegungen und Diskussionen gerückt ist, hat die WHO innerhalb des Alters noch einmal 3 Abschnitte unterschieden:

  • 61 - 75 Jahre – ältere Menschen
  • 76 - 90 Jahre – alte Menschen
  • über 90 Jahre – sehr alten Menschen

Diese Unterschei­dung trägt auch der Tatsache Rechnung, dass mit zunehmendem Alter die Zahl der unterschiedlichsten Er­kran­kungen steigt. Dazu gehören etwa Herz-Kreislauf-Erkran­kun­gen, Ver­schleißerscheinungen der Gelenke – Arthrose, Knochen­schwund – Osteo­porose, Lungen­erkran­kun­gen oder das Nachlassen der Lei­stungsfähigkeit des Gehirns.

Krankheiten haben für ältere Menschen eine ganz besondere Bedeutung. Der in seiner Reaktions­fähigkeit engeren Grenzen unterworfene Organismus, aber auch eine veränderte Persönlichkeit lassen eine Krankheit häufig schwieriger ertragen und der Verlauf einer Krankheit dauert oft wesentlich länger.
Die Reserven, mit Problemen, Krank­heiten und anderen Anforderungen umzugehen, werden immer geringer und die Anfälligkeit der Älteren ist deswegen größer. Auch ist zu beobachten, dass sich ein älterer Mensch nicht so schnell erholt wie ein jüngerer. Häufig werden Krank­heiten in dieser Lebens­phase mit Medika­menten behandelt. Sie sind oft hilfreich und lebensnotwendig und spielen deshalb eine wichtige Rolle für den älteren Menschen.

Da Krankheiten im Alter nicht selten kombiniert auftreten und entsprechend viele unterschiedliche Me­di­kamente verschrieben werden, steigt mit zunehmendem Alter aber auch die Häufigkeit und Schwere der jeweiligen Neben­wirkungen.

Alter und soziale Umgebung

Für so manche Älteren wird es immer schwieriger, Kontakt zu Menschen oder gesellschaftlichen Ereignissen aufzunehmen. Dabei kann das Ausgeschlossensein vom Berufsleben die Isolation verstärken; die Fähigkeit, Freundschaften zu erhalten oder gar neue zu knüpfen, erscheint dann so manchem fast unmöglich.

Es bedeutet oft eine große Anstrengung, sich regelmäßig zu treffen, andere zu tolerieren und auf sie einzugehen.

Gelingt dies trotzdem, so machen viele Ältere aber meist trotz dieser Anstrengung die angenehme Erfahrung, dass in der Runde Gleichaltriger sich wichtige Fragen besprechen lassen und Spannungen und Einsamkeitsgefühle abgebaut werden können.

Mit den Jahren in die Jahre kommen – für diesen Abschnitt des Lebens muss man sich Zeit nehmen, um ihm Inhalt zu geben und um zu lernen, was wirklich wichtig ist. Es gehört dazu ebenso die Auseinandersetzung mit der Umwelt wie das Achten auf die Ernährung, das Ordnen des Lebens, das man noch vor sich hat. Da wird für viele, insbesondere die Frage wichtig, was die beste Lösung ist, wenn das Instandhalten von Wohnung oder Haus und Garten zu anstrengend wird und wie für schwierige Zeiten vorgesorgt werden kann.

Yoga für Senioren

Yoga kann dazu beitragen, die zum Teil einschränkenden Veränderungen des Alters zu akzeptieren und diesen Lebensabschnitt klar und mit innerer Ruhe zu erleben. Es kann helfen, gelassen älter zu werden, das Altern zu lernen und zu gestalten.

Yoga für Senioren – so lautete auch die Überschrift einer Anzeige, die ich in einen Gemeindebrief einer Kirche setzen ließ. Die Idee entstand aus dem Bedürfnis, eine Gruppe von Menschen anzusprechen, für die es nicht leicht ist, Yoga in einer normalen Gruppe kennenzulernen.

Dies ist schon viele Jahre her und mittlerweile findet der Unterricht einmal wöchentlich mittags statt, in dem auch ein Kindergarten untergebracht ist. An meinem Yoga-Unterricht nehmen sieben Frauen im Alter von 59 bis 85 Jahren teil; bisher hat sich noch kein Mann für Yoga interessiert.

Die Frauen waren motiviert, da sie mit einfachen Bewegungen und Atemübungen etwas für sich tun konnten, was sie auch bewältigen konnten. Keine der Frauen hatte die Erwartung, Krankheiten zu heilen, obwohl einige von ihnen unter Krankheiten wie Rheuma, Gelenkverschleiß und Rückenbeschwerden litten. Die jüngste Teilnehmerin hatte vor zwei Jahren einen Herzinfarkt erlitten.

Mit Yoga wollten sie alle etwas erfahren, das nicht nur die körperliche Beweglichkeit trainiert. Zum Beispiel etwas mehr innere Ruhe finden. Der Yoga bietet dafür viele Techniken, auch einfache wie das Schließen der Augen, das Beobachten des Körpers und des Atems, das Konzentrieren auf bestimmte Bewegungen.
Es zeigte sich jedoch schnell, dass es gar nicht so einfach ist, die Übungen bewusst und ruhig zu praktizieren. Das lag hauptsächlich daran, dass die Seniorinnen mit unerwartetem Ehrgeiz an die Übungen herangingen. Bei Vorbeugen drückten sie sich mit kraftvoller Gewalt immer noch ein Stückchen weiter nach unten. Bei Rückbeugen zogen sie sich gerne weit ins Hohlkreuz. Die Atmung war schnell, oft hielten sie einfach den Atem an.

Yoga heißt Verbindung, heißt Kommunikation

In kurzen Erklärungen über die Funktionen und Abläufe im Körper versuche ich, den Älteren den Yoga nahezubringen. Dabei geht es darum, die eigenen Grenzen zu respektieren, sanfter mit dem Körper umzugehen und Bewegungen nachzuspüren.

Zu Beginn einer Stunde lasse ich die Frauen in einer für sie bequemen und gewohnten Haltung Platz nehmen, zum Beispiel auf einem Hocker sitzend in einer Runde. Dort unterhalten wir uns über eventuelle aktuelle Beschwerden oder ich stelle den Verlauf der Stunde oder ein bestimmtes Āsana vor.

Manchmal erkläre ich auch die Bedeutung einzelner Techniken, die ich in der Stunde verwenden möchte, oder beantworte Fragen aus vergangenen Stunden, zum Beispiel zur Verwendung von Tönen beim Üben von Āsana.

Während der Stunde muss ich oft mein vorbereitetes Programm ändern, da unvorhergesehene Schwierigkeiten auftreten können, wie Kreislaufprobleme, Schmerzen oder Ähnliches. Es kommt auch vor, dass ich von meiner Planung abweiche, um Raum für ein Gespräch untereinander zu lassen. So entstand zum Beispiel zu Beginn mehrerer Yogastunden ein erhitzter Wortwechsel über einen nahegelegenen Parkbunker, der zu einem privaten Schießstand umgebaut werden soll.

Natürlich braucht es danach Zeit und einige Übungen, bis die Teilnehmerinnen wieder mehr bei sich sind und sich auf die Praxis einlassen können. Trotzdem halte ich es für sinnvoll, solche Möglichkeiten des Austauschs anzubieten, angesichts der Isolation, in der viele alte Menschen leben – ganz anders als in Gruppen mit jüngeren Menschen.

Alte Menschen fordern von der Yogalehrerin Flexibilität

Normalerweise steht die Praxis eines Prāṇāyāma am Ende einer Unterrichtsstunde. Wenn ich den Schwerpunkt auf das Prāṇāyāma lege, biete ich die Atemübungen dennoch oft in der Mitte der Stunde an. Nach meiner Erfahrung lässt die Aufmerk­samkeit häufig im letzten Viertel nach, die Konzentration auf den Atem wird dann leicht zu einer Überforderung. Lieber beende ich deshalb die Stunde mit Tönen, verbunden mit Armbewegungen.

Immer wieder merke ich, wie wichtig sowohl eine genau formulierte Anleitung eines Āsana oder einer Atemübung als auch eine deutliche Aussprache in der richtigen Lautstärke ist. Letzteres im Besonderen, weil im Alter das Gehör deutlich nachlässt und auch drei meiner Teilnehmer­innen nicht mehr gut hören.

Die einzelnen Schritte eines Āsana zu beschreiben bedeutet natürlich viele Worte, die gehört, verstanden, behalten und in die Praxis umgesetzt werden müssen. Ich wiederhole den Vorgang immer wieder, lasse es aber auch gut sein, wenn die Reihenfolge einmal durcheinander kommt.

Wenn ich den Eindruck habe, dass die einzelnen Schritte als zu umständlich weg­gelassen werden (in einem Atemzug werden z. B. gleich alle Schritte ausgeführt), stelle ich mich daneben und gebe die Abfolge genau vor. Ebenso fällt es meinen Seniorinnen häufig schwer, mein Demonstrieren oder Erläutern eines Āsana abzuwarten und nicht gleich mitzumachen.
Genauso schwerfällt ihnen jedoch das simultane Mit­machen, das Zu­hören und dann das Koordinieren der Bewegungen mit dem Atem.

Deswegen fange ich mit ganz einfachen Armbewegungen, meist mit einem Arm, an und entwickle dann Schritt für Schritt den gesamten Ablauf. Aber gerade diese Anforderungen an die Koordination werden schließlich bewältigt, sind ungemein effektiv und verbessern die Bewegungsmöglichkeiten, das Körpergefühl und die Konzen­trationsfähigkeit außerordentlich.

Yoga für alte Menschen wäre ohne Alternativen und Variationen nicht möglich. Oft sind sie auch die einzige Mög­lichkeit, ein Āsana immer wieder so anzupassen, ohne das dahinter stehende Konzept aufzugeben, damit die Kursteilnehmerinnen davon profitieren. Manchmal wird eine Übung dadurch für den Anfang auch etwas leichter ausführbar. Zum anderen sind Varia­tionen ein Mittel, die Yogastunde zu beleben.

Durch ein solches Vorgehen können ursprünglich benutzte Hilfen, wie Hocker und Decken, von einigen inzwischen weggelassen werden. Viele kleine Pausen waren anfangs nötig, um sich nach dem Āsana auszuruhen und mehr noch, um in eine gewohnte Haltung, meistens das Sitzen, zurückzukommen. Um diesen Zeitraum aber nicht durch einfaches Stehen, Liegen oder Sitzen auszufüllen, lasse ich oft die vorangegangene Übung oder ihre Schwierigkeiten und deren Ort reflektieren. Ebenso stelle ich in der Pause zwischen den Āsana das nächste Āsana vor, wobei ich darauf achte, nicht zu viele Worte zu verwenden. Eine andere Möglichkeit, den Körper sich ausruhen zu lassen, den Geist jedoch wachzuhalten, sind kleine Übungen der Finger oder Hände. Allerdings wird nicht jede Pause so gefüllt, sich hinzulegen hat auch etwas wunderbar Ausruhendes.

Der Atem als Teil der Yogaarbeit mit alten Menschen

Mit zunehmendem Alter verändert sich auch der Atem, sei es durch die nachlassende Elastizität der Bronchien, die zunehmende Starre der Rippen oder altersbedingte Krankheiten. Der Atem in den verschiedenen Lebensab­schnit­ten, der Kindheit und Jugend, dem Erwachsenenalter, dem Alter, ist jeweils unterschiedlich.

Die Atmung im Alter wird einerseits beschränkt durch das Altern des Kör­pers, andererseits gleichzeitig viel bewusster wahrgenommen, da Bewegungen beschwerlicher werden und alte Menschen schneller in Atemnot geraten.

In meinen Yogastunden spreche ich die Bedeutung des Atems mit dem Fokus an, ihn

  • bewusst zu machen
  • zu verbessern, dabei habe ich die Qualitä­ten von lang und fein als Ziel im Auge
  • im Üben von Āsanas mit der Bewegung zu verbinden

Um Bewegung bewusster werden zu lassen, begann ich zu An­fang meiner Yogagruppe damit, einen Arm heben zu lassen, um dann die Aufmerksamkeit auf die Bewe­gung nach unten zu richten. Dies zu üben, nahm einige Kurse in Anspruch. In einem späteren Schritt sollte die Aufmerk­sam­keit auf die Langsamkeit der Bewegung nach unten gerichtet sein. Der dritte Schritt brachte die Aufmerksamkeit auf die Gleichzeitigkeit der Ausatmung mit der Bewegung des Armes nach unten.

Im Unterricht lehre ich die Aus­atmung meistens noch einmal in Schritten in folgender Art und Weise:

  • die Bewegung wird mit der normalen Ausatmung verbunden
  • die Bewegung verbindet sich mit einer gleichmäßigen Ausatmung
  • die Bewegung wird von einer leisen Ausatmung begleitet
  • die Ausatmung wird moderat verlängert
  • die Bewegung beginnt zeitgleich mit der Ausatmung

Auch nach einem Jahr der Praxis fällt diese Atemführung den Seniorinnen nicht einfach, und ich bestehe nicht immer auf ihrer Einhaltung. Trotzdem führt sie zu einer deutlichen Verbesserung des Atemgeschehens und einer harmonischeren Bewegung in den Āsanas.

Mittlerweile ist auch die Fähigkeit zur Konzentration deutlich gewachsen. Die Frauen können inzwischen auch schwierige und komplexe Übungen mit geschlossenen Augen machen. Einige Frauen berichten, dass sie kleine Übungen, wie die Verbindung von Atembewegung mit der gleichmäßigen Bewegung der Finger, auch zu Hause oder unterwegs machen, um ihre Beweglichkeit zu trainieren, oft aber auch wegen ihrer beruhigenden Wirkung.

Erklärungen sind hilfreich

Um das Erlernen einer passenden Atmung zu unterstützen, gebe ich kurze Erklärungen zum Ablauf der Atmung im Körper: wie die einzelnen Organe wie Nase, Kehle, Lunge, Zwerchfell und verschiedene Muskeln zusammenspielen oder wie man dies in einem Āsana verbinden kann.

Um das Bewusstsein für den Atem zu schärfen, lasse ich die Frauen zum einen ihren Atem mit den Handflächen auf dem Bauch oder am Brustkorb spüren. Zum anderen lenke ich ihre Aufmerksamkeit auf ihren Atem, sowohl vor als auch nach einem Āsana. Steht etwa die Ausatmung im Mittelpunkt, so lasse ich die Frauen ihre Hände auf den Bauch legen und allmählich die Bewegung des Bauches bei der Ausatmung nach innen (in Richtung Wirbelsäule) größer werden.

Durch die Atemübungen verringerte sich die Spannung im Körper wesentlich, Bewegungen wurden leichter ausführbar. Zwei Frauen – eine von ihnen hat Rheuma – konnten ihre Arme nicht bis in Augenhöhe heben, als sie in meine Gruppe kamen. Beide hatten noch nie mit atembegleitenden Übungen geübt. Inzwischen können sie ihre Arme über die Seite und nach vorn heben und begleiten ihre alltäglichen Bewegungen ganz bewusst mit der Atmung.

Die etwas gebeugte Haltung der Menschen im Alter lässt sie kürzer und unruhiger atmen. Deswegen richte ich die Aufmerksamkeit oft auch auf die Einatmung. Den Aspekt des Öffnens, Aufrichtens und Weitens erkläre ich und führe gezielte Übungen durch. Am Anfang steht das Wahrnehmen dessen, was ist. Die Frauen legen ihre Handflächen auf das Brustbein oder den Rippenbogen und versuchen, die Bewegung des Brustraums beim Atmen wahrzunehmen.

Genaues Beobachten und Nachfragen, wie sich die Arbeit mit dem Atem auf die Senioren auswirkt, welche Schwierigkeiten bei den Āsanas entstehen und ob die Ein- und Ausatmung verwechselt wird, sind für mich immer wieder wichtige Anhaltspunkte für die Planung der nächsten Yogastunde.
Ich schließe die Stunde entweder mit sehr einfachen Atemübungen ab, die die Konzentration auf die Atmung verstärken, oder mit Tönen. Anfangs hörte sich das Tönen jedoch sehr zaghaft und zittrig an – die Älteren waren es nicht mehr gewohnt zu singen. Es war etwas ganz Neues für sie, ihren eigenen Ton zu hören oder ihn mit einer Bewegung in Verbindung zu bringen. Solche Unsicherheiten überbrückte ich mit meinem eigenen Mit-Tönen. Auch das eigenständige Wiederholen des Tones in der Länge der individuellen Ausatmung stellt noch immer eine Herausforderung dar. Meist wird gewartet, bis möglichst alle zusammen anfangen oder man sich nach mir richtet. Die Töne gleichmäßig von Anfang bis Ende der Ausatmung zu singen oder eine Bewegung gut mit dem Ton zu koordinieren, ist auch jetzt noch für manche Teilnehmerinnen nicht möglich.

Als eine hohe Anforderung empfinden die Seniorinnen auch Übungen, bei denen sie nach dem Tönen mit der gleichen Bewegung fortfahren und sich den Ton nur noch vorstellen sollen. Die Bewegung soll dabei weder langsamer noch schneller werden, sodass auch die Atmung gleichmäßig fließen kann. Als eine bedeutende Entwicklung sehe ich, dass einige Frauen bei solchen Übungen inzwischen die Augen schließen, dass nicht mehr zur Nachbarin geschaut wird oder der Ton selbst sehr viel kräftiger klingt.

Ebenfalls bedeutend ist meine eigene Entwicklung, die mich gelassener und verständnisvoller im Umgang mit Älteren hat werden lassen.

Besonders hat mir dabei meine erste Einzelarbeit, die Arbeit mit der mittlerweile 88-jährigen Frau Schüler, geholfen. Seit zehn Jahren unterrichte ich sie regelmäßig in Yoga. Durch sie wurde meine Wahrnehmung der Veränderungen im Alter geweckt. Durch sie und mit ihr habe ich viele Besonderheiten im Umgang mit alten Menschen beim Yoga üben gelernt.

Āsana – Alternativen finden

Aufgrund der körperlichen Einschränkungen, die mit dem Alterungsprozess einhergehen, können viele der Āsanas nicht in ihren bekannten Formen ausgeführt werden. Varianten sind nötig. Sie dürfen jedoch den Sinn und das Konzept des Āsana nicht verändern, sondern sollen so vielmehr durch Modifikation ihrer äußeren Form den Übenden ermöglichen, das Wesen­t­lich des Āsana zu erfahren.

Was an den folgenden Beispielen sicher deutlich wird: Beim Unterrichten älterer und alter Menschen kommt man nur schwerlich ohne Stuhl oder Hocker zurecht.

Cakravākāsana (Abb. 1) ist älteren Menschen oft nicht möglich, weil Probleme mit den Knien die Position des Vierfüßlerstandes nicht erlauben. Die Rückbeugung des Rückens nach hinten ist jedoch gerade so gut aus dem Sitz auf einem Stuhl (Abb. 2) heraus machbar.

Abb. 1
Abb. 2

Auch bhujaṅgāsana ist wegen der Ausgangsposition oft beschwerlich (Abb. 3). Zur Wand lässt sich eine Rückbeuge – mit Schwerpunkt im oberen Rücken – weg von der Wand fast immer ausführen (Abb. 4).

Abb. 3
Abb. 4

In dieser Variante von ardha matsyendrāsana, dem halben Drehsitz (Abb. 5), vermeidet man die hohe Anforderung an Hüft- und Kniebeugung und erreicht auch im Sitzen auf einem Stuhl eine ausgezeichnete Dreh­bewe­gung der Wirbelsäule, in der eine ruhige und gleichmäßige Atmung möglich ist (Abb. 6).

Abb. 5
Abb. 6

Auch ardha uttānāsana (Abb. 7) lässt sich mithilfe eines Stuhls (Abb. 8), dessen Lehne als Stütze benutzt wird, zur Streckung des Rückens üben – gleiches funktioniert auch zum Hocker (Abb. 9).

Abb. 7
Abb. 8
Abb. 9

Selbst ein solch anspruchsvolles Āsana, wie mahāmudrā (Abb. 10), wird in manchen Kursen mit Hilfe zweier Hocker in deutlicher Beinstreckung statisch über mehrere Atemzüge geübt (Abb. 11).

Abb. 10
Abb. 11

Frau Schüler

Ilse Neiß hat nicht nur Gruppen älterer oder alter Menschen unterrichtet, sondern vermittelt auch Yoga im Einzelunterricht.

Dass es nie zu spät ist, um mit Yoga zu beginnen, be­weist Frau Schüler, die mit 78 Jahren zum ersten Mal mit Yoga in Kontakt kam, neugierig, ob das Üben ihr helfen könnte, ihr Alter zu genießen und nicht als Last zu erleben. Im Inte­r­esse ihrer Gesund­heit hatte sie über viele Jahre Gym­nastik in der Gruppe geübt – Yoga stellte sie sich zunächst ganz ähnlich vor.

Zehn Jahre spä­ter, inzwischen 88 Jahre alt, weiß sie, was Yoga ist (Abb. 12). Regel­mäßig praktiziert sie unter An­leitung ihrer Leh­­re­rin ihre Übungen, die sich im Lau­­­fe der Zeit natürlich verändert haben. War das erste Jahr noch geprägt vom Heraus­finden dessen, was sinnvolle, mögliche und hilfreiche Yogapraxis für Frau Schüler sein könnte, so waren die folgenden der Begleitung eines Prozesses gewidmet, der sowohl der Praktizierenden als auch der Unterrichtenden viele positive Erfahrungen vermitteln konnte.

Abb. 12

Da der zunehmende Gelenkverschleiß in den Knien Frau Sch­ü­ler zu schaffen macht, sorgen Übungen vom Hocker aus für Be­we­gung ohne Bela­stung – z. B. ardha apanāsana. Ü­bun­­gen im Stehen werden vermieden. Dennoch muss auf die Wirkung der Standāsana nicht verzichtet werden.

Durch die Entwicklung vieler Alternativen aus dem Sitz heraus konnte auch dafür Ersatz gefunden werden. Regu­lierung, Ver­fei­ne­rung und Verlän­gerung des Atems wirkt mithilfe einfacher Bewe­gungen der Arme auch heute nach zehn Jahren noch gewinnbringend.

Yoga ist ein Viśeṣa krama, ein Benutzen und Erfahren alltagsunüblicher Bewegungen oder Positionen. Ihr Sinn besteht darin, Körper und Geist so zu schulen, dass sie flexibel auf verschiedenste unerwartete An­forderungen reagieren können.

Seitbeugen zum Beispiel kommen im Alltag älterer Menschen kaum vor. So werden auch sie bewusst in die Yogapraxis integriert, um etwa die Bewegung der Rippen zu unterstützen und den gesamten Brustkorb bei der Weitung und Schaffung von Atemraum zu unterstützen.

Kon­zen­tra­tions­übun­g­en unterstützen die Wen­digkeit des Gei­­stes, was gerade im Alter eine große Herausforderung beinhaltet.

Vorbereitet durch Körper- und Atem­übungen ist das Sich-Sammeln ein wichtiger Teil Ihres regelmäßigen Übens. In der Tradition des Yoga gilt Meditation als Schwer­­­punkt für die Yogapraxis im Alter.

Zwei Kursbeispiele

Der Kurs (Abb. 13) zeigt eine der ersten Unter­richts­stunden einer Gruppe mit Teilnehmerinnen zwischen 59 und 85 Jahren. Der Aufbau des Kurses soll als ein möglicher Vorschlag unter vielen verstanden werden.

Ziel dieses Kurses war das Be­kanntmachen der Teilneh­mer­innen mit dem Gedanken, dass zentrales Merkmal der Bewegung in der Āsanapraxis eine bewusst ausgeführte Bewegung ist. Dazu wurde die Orientierung der Bewegungen am Atem benutzt. Allerdings wurde darauf geachtet, dass der Atem nicht in jeder Übung streng koordiniert wurde, weil eine solche Praxis ein hohes Maß an Auf­merksamkeit über die ver­gleichsmäßig lange Dauer einer Stunde erfordern würde.

Ein zweiter Zweck, dem diese Stunde diente, war, der Lehrerin einen Einblick in die Schwierig­keiten und Möglichkeiten der Übenden zu verschaffen. Dabei wurden Schwerpunkte gesetzt: So interessierten vorwiegend Infor­mationen über die Beweglichkeit des Rückens und der Hüften und über den Fluss des Atems. Deshalb wurden Variationen von Āsana gewählt, in denen diese Beobach­tungen nicht durch mögliche zusätzlich auftretende Probleme wie Kniebeschwerden behindert würden.

Daneben sollte diese erste Auswahl (Abb. 13) helfen, dem falschen Bild vorzubeugen, es gehe beim Yogaüben darum, sich möglichst hoch, weit oder tief zu bewegen.

Abb. 13

Der Kurs (Abb. 14) wurde nach etwa einem Jahr in der gleichen Gruppe unterrichtet. Die Koordination von Atem und Bewegung wurde jetzt in allen Übungen selbstverständlich einbezogen. Körperlich anspruchsvollere Übungen konnten gewagt werden, ohne Schaden zu befürchten, da die Teilnehmerinnen zum einen geübter waren, zum anderen das Vertrauen zwischen Lehrerin und Übenden gewachsen war und eine verlässliche Kommunikation bezüglich möglicher Probleme bestand.
Der Kurs hat einen klar bestimmten Schwerpunkt: Nach einer sehr dynamischen Aufwärmphase stellt er eine Rückbeuge und die Einatmung in den Mittelpunkt.

Abb. 14

Die Lebensphasen aus der Sicht des Yoga

Die indische Tradition des Yoga teilt ein Leben in verschiedene Zeitabschnitte. Diese Aufteilung verbindet sich in der Tradition des Yoga mit der Fragestellung nach einer unterschiedlichen Gestaltung von Yogapraxis in den jeweiligen Lebensphasen. Schon im 9. Jahrhundert wird in einem Yoga-Text, der Yoga Rahasya, verfasst von Nāthamuni, eine solche Einteilung in drei Lebensabschnitte beschrieben:

  1. Shrishti krama (krama bedeutet Schritt, Phase) wird der Erste genannt. Er umfasst die ersten 25 Lebensjahre eines Menschen, eine Zeit, die von Wachstum – shrish­ti –geprägt ist. In einer Āsanapraxis wird Körperbewusstsein, Verständnis von Körperlichkeit und damit die Entwicklung körperlicher Möglichkeiten im Vordergrund stehen.
  2. Es folgt sthiti krama, in dem das Erhalten – sthiti – des Erreichten den Mittelpunkt der Praxis ausmachen sollte. Es umfasst als Lebensabschnitt die Zeitspanne vom 25. bis zum 75. Lebensjahr, deren Merkmal die soziale Verantwortung gegenüber Familie, Beruf und Umwelt ist. Prāṇāyāma, das Üben mit dem Schwerpunkt auf dem Atem, nimmt hier traditionellerweise den größten Raum der Yogapraxis ein.
  3. Lāya krama wird der letzte Lebensabschnitt genannt. Das Zurückweichen, Schwinden, sich zurückziehen – lāya – steht hier für Besinnung. Dieser Abschnitt meint die Zeit ab dem 75. Lebensjahr. Das Beziehen auf sich selbst in der Meditation und die Zuwendung zu einer göttlichen Kraft, wenn gewollt, bestimmen hier traditionellerweise die Yogapraxis.

Alter und Krankheit

Laut Angaben der Weltgesund­heits­­organisation (WHO) handelt es sich bei den über 60-Jährigen um zwei Drittel Frauen. Da der Lebensab­schnitt des Alters mehr und mehr in das Inter­es­se sozialpolitischer und gesundheitspolitischer Überlegungen und Diskussionen gerückt ist, hat die WHO innerhalb des Alters noch einmal 3 Abschnitte unterschieden:

  • 61 - 75 Jahre – ältere Menschen
  • 76 - 90 Jahre – alte Menschen
  • über 90 Jahre – sehr alten Menschen

Diese Unterschei­dung trägt auch der Tatsache Rechnung, dass mit zunehmendem Alter die Zahl der unterschiedlichsten Er­kran­kungen steigt. Dazu gehören etwa Herz-Kreislauf-Erkran­kun­gen, Ver­schleißerscheinungen der Gelenke – Arthrose, Knochen­schwund – Osteo­porose, Lungen­erkran­kun­gen oder das Nachlassen der Lei­stungsfähigkeit des Gehirns.

Krankheiten haben für ältere Menschen eine ganz besondere Bedeutung. Der in seiner Reaktions­fähigkeit engeren Grenzen unterworfene Organismus, aber auch eine veränderte Persönlichkeit lassen eine Krankheit häufig schwieriger ertragen und der Verlauf einer Krankheit dauert oft wesentlich länger.
Die Reserven, mit Problemen, Krank­heiten und anderen Anforderungen umzugehen, werden immer geringer und die Anfälligkeit der Älteren ist deswegen größer. Auch ist zu beobachten, dass sich ein älterer Mensch nicht so schnell erholt wie ein jüngerer. Häufig werden Krank­heiten in dieser Lebens­phase mit Medika­menten behandelt. Sie sind oft hilfreich und lebensnotwendig und spielen deshalb eine wichtige Rolle für den älteren Menschen.

Da Krankheiten im Alter nicht selten kombiniert auftreten und entsprechend viele unterschiedliche Me­di­kamente verschrieben werden, steigt mit zunehmendem Alter aber auch die Häufigkeit und Schwere der jeweiligen Neben­wirkungen.

Alter und soziale Umgebung

Für so manche Älteren wird es immer schwieriger, Kontakt zu Menschen oder gesellschaftlichen Ereignissen aufzunehmen. Dabei kann das Ausgeschlossensein vom Berufsleben die Isolation verstärken; die Fähigkeit, Freundschaften zu erhalten oder gar neue zu knüpfen, erscheint dann so manchem fast unmöglich.

Es bedeutet oft eine große Anstrengung, sich regelmäßig zu treffen, andere zu tolerieren und auf sie einzugehen.

Gelingt dies trotzdem, so machen viele Ältere aber meist trotz dieser Anstrengung die angenehme Erfahrung, dass in der Runde Gleichaltriger sich wichtige Fragen besprechen lassen und Spannungen und Einsamkeitsgefühle abgebaut werden können.

Mit den Jahren in die Jahre kommen – für diesen Abschnitt des Lebens muss man sich Zeit nehmen, um ihm Inhalt zu geben und um zu lernen, was wirklich wichtig ist. Es gehört dazu ebenso die Auseinandersetzung mit der Umwelt wie das Achten auf die Ernährung, das Ordnen des Lebens, das man noch vor sich hat. Da wird für viele, insbesondere die Frage wichtig, was die beste Lösung ist, wenn das Instandhalten von Wohnung oder Haus und Garten zu anstrengend wird und wie für schwierige Zeiten vorgesorgt werden kann.

Yoga für Senioren

Yoga kann dazu beitragen, die zum Teil einschränkenden Veränderungen des Alters zu akzeptieren und diesen Lebensabschnitt klar und mit innerer Ruhe zu erleben. Es kann helfen, gelassen älter zu werden, das Altern zu lernen und zu gestalten.

Yoga für Senioren – so lautete auch die Überschrift einer Anzeige, die ich in einen Gemeindebrief einer Kirche setzen ließ. Die Idee entstand aus dem Bedürfnis, eine Gruppe von Menschen anzusprechen, für die es nicht leicht ist, Yoga in einer normalen Gruppe kennenzulernen.

Dies ist schon viele Jahre her und mittlerweile findet der Unterricht einmal wöchentlich mittags statt, in dem auch ein Kindergarten untergebracht ist. An meinem Yoga-Unterricht nehmen sieben Frauen im Alter von 59 bis 85 Jahren teil; bisher hat sich noch kein Mann für Yoga interessiert.

Die Frauen waren motiviert, da sie mit einfachen Bewegungen und Atemübungen etwas für sich tun konnten, was sie auch bewältigen konnten. Keine der Frauen hatte die Erwartung, Krankheiten zu heilen, obwohl einige von ihnen unter Krankheiten wie Rheuma, Gelenkverschleiß und Rückenbeschwerden litten. Die jüngste Teilnehmerin hatte vor zwei Jahren einen Herzinfarkt erlitten.

Mit Yoga wollten sie alle etwas erfahren, das nicht nur die körperliche Beweglichkeit trainiert. Zum Beispiel etwas mehr innere Ruhe finden. Der Yoga bietet dafür viele Techniken, auch einfache wie das Schließen der Augen, das Beobachten des Körpers und des Atems, das Konzentrieren auf bestimmte Bewegungen.
Es zeigte sich jedoch schnell, dass es gar nicht so einfach ist, die Übungen bewusst und ruhig zu praktizieren. Das lag hauptsächlich daran, dass die Seniorinnen mit unerwartetem Ehrgeiz an die Übungen herangingen. Bei Vorbeugen drückten sie sich mit kraftvoller Gewalt immer noch ein Stückchen weiter nach unten. Bei Rückbeugen zogen sie sich gerne weit ins Hohlkreuz. Die Atmung war schnell, oft hielten sie einfach den Atem an.

Yoga heißt Verbindung, heißt Kommunikation

In kurzen Erklärungen über die Funktionen und Abläufe im Körper versuche ich, den Älteren den Yoga nahezubringen. Dabei geht es darum, die eigenen Grenzen zu respektieren, sanfter mit dem Körper umzugehen und Bewegungen nachzuspüren.

Zu Beginn einer Stunde lasse ich die Frauen in einer für sie bequemen und gewohnten Haltung Platz nehmen, zum Beispiel auf einem Hocker sitzend in einer Runde. Dort unterhalten wir uns über eventuelle aktuelle Beschwerden oder ich stelle den Verlauf der Stunde oder ein bestimmtes Āsana vor.

Manchmal erkläre ich auch die Bedeutung einzelner Techniken, die ich in der Stunde verwenden möchte, oder beantworte Fragen aus vergangenen Stunden, zum Beispiel zur Verwendung von Tönen beim Üben von Āsana.

Während der Stunde muss ich oft mein vorbereitetes Programm ändern, da unvorhergesehene Schwierigkeiten auftreten können, wie Kreislaufprobleme, Schmerzen oder Ähnliches. Es kommt auch vor, dass ich von meiner Planung abweiche, um Raum für ein Gespräch untereinander zu lassen. So entstand zum Beispiel zu Beginn mehrerer Yogastunden ein erhitzter Wortwechsel über einen nahegelegenen Parkbunker, der zu einem privaten Schießstand umgebaut werden soll.

Natürlich braucht es danach Zeit und einige Übungen, bis die Teilnehmerinnen wieder mehr bei sich sind und sich auf die Praxis einlassen können. Trotzdem halte ich es für sinnvoll, solche Möglichkeiten des Austauschs anzubieten, angesichts der Isolation, in der viele alte Menschen leben – ganz anders als in Gruppen mit jüngeren Menschen.

Alte Menschen fordern von der Yogalehrerin Flexibilität

Normalerweise steht die Praxis eines Prāṇāyāma am Ende einer Unterrichtsstunde. Wenn ich den Schwerpunkt auf das Prāṇāyāma lege, biete ich die Atemübungen dennoch oft in der Mitte der Stunde an. Nach meiner Erfahrung lässt die Aufmerk­samkeit häufig im letzten Viertel nach, die Konzentration auf den Atem wird dann leicht zu einer Überforderung. Lieber beende ich deshalb die Stunde mit Tönen, verbunden mit Armbewegungen.

Immer wieder merke ich, wie wichtig sowohl eine genau formulierte Anleitung eines Āsana oder einer Atemübung als auch eine deutliche Aussprache in der richtigen Lautstärke ist. Letzteres im Besonderen, weil im Alter das Gehör deutlich nachlässt und auch drei meiner Teilnehmer­innen nicht mehr gut hören.

Die einzelnen Schritte eines Āsana zu beschreiben bedeutet natürlich viele Worte, die gehört, verstanden, behalten und in die Praxis umgesetzt werden müssen. Ich wiederhole den Vorgang immer wieder, lasse es aber auch gut sein, wenn die Reihenfolge einmal durcheinander kommt.

Wenn ich den Eindruck habe, dass die einzelnen Schritte als zu umständlich weg­gelassen werden (in einem Atemzug werden z. B. gleich alle Schritte ausgeführt), stelle ich mich daneben und gebe die Abfolge genau vor. Ebenso fällt es meinen Seniorinnen häufig schwer, mein Demonstrieren oder Erläutern eines Āsana abzuwarten und nicht gleich mitzumachen.
Genauso schwerfällt ihnen jedoch das simultane Mit­machen, das Zu­hören und dann das Koordinieren der Bewegungen mit dem Atem.

Deswegen fange ich mit ganz einfachen Armbewegungen, meist mit einem Arm, an und entwickle dann Schritt für Schritt den gesamten Ablauf. Aber gerade diese Anforderungen an die Koordination werden schließlich bewältigt, sind ungemein effektiv und verbessern die Bewegungsmöglichkeiten, das Körpergefühl und die Konzen­trationsfähigkeit außerordentlich.

Yoga für alte Menschen wäre ohne Alternativen und Variationen nicht möglich. Oft sind sie auch die einzige Mög­lichkeit, ein Āsana immer wieder so anzupassen, ohne das dahinter stehende Konzept aufzugeben, damit die Kursteilnehmerinnen davon profitieren. Manchmal wird eine Übung dadurch für den Anfang auch etwas leichter ausführbar. Zum anderen sind Varia­tionen ein Mittel, die Yogastunde zu beleben.

Durch ein solches Vorgehen können ursprünglich benutzte Hilfen, wie Hocker und Decken, von einigen inzwischen weggelassen werden. Viele kleine Pausen waren anfangs nötig, um sich nach dem Āsana auszuruhen und mehr noch, um in eine gewohnte Haltung, meistens das Sitzen, zurückzukommen. Um diesen Zeitraum aber nicht durch einfaches Stehen, Liegen oder Sitzen auszufüllen, lasse ich oft die vorangegangene Übung oder ihre Schwierigkeiten und deren Ort reflektieren. Ebenso stelle ich in der Pause zwischen den Āsana das nächste Āsana vor, wobei ich darauf achte, nicht zu viele Worte zu verwenden. Eine andere Möglichkeit, den Körper sich ausruhen zu lassen, den Geist jedoch wachzuhalten, sind kleine Übungen der Finger oder Hände. Allerdings wird nicht jede Pause so gefüllt, sich hinzulegen hat auch etwas wunderbar Ausruhendes.

Der Atem als Teil der Yogaarbeit mit alten Menschen

Mit zunehmendem Alter verändert sich auch der Atem, sei es durch die nachlassende Elastizität der Bronchien, die zunehmende Starre der Rippen oder altersbedingte Krankheiten. Der Atem in den verschiedenen Lebensab­schnit­ten, der Kindheit und Jugend, dem Erwachsenenalter, dem Alter, ist jeweils unterschiedlich.

Die Atmung im Alter wird einerseits beschränkt durch das Altern des Kör­pers, andererseits gleichzeitig viel bewusster wahrgenommen, da Bewegungen beschwerlicher werden und alte Menschen schneller in Atemnot geraten.

In meinen Yogastunden spreche ich die Bedeutung des Atems mit dem Fokus an, ihn

  • bewusst zu machen
  • zu verbessern, dabei habe ich die Qualitä­ten von lang und fein als Ziel im Auge
  • im Üben von Āsanas mit der Bewegung zu verbinden

Um Bewegung bewusster werden zu lassen, begann ich zu An­fang meiner Yogagruppe damit, einen Arm heben zu lassen, um dann die Aufmerksamkeit auf die Bewe­gung nach unten zu richten. Dies zu üben, nahm einige Kurse in Anspruch. In einem späteren Schritt sollte die Aufmerk­sam­keit auf die Langsamkeit der Bewegung nach unten gerichtet sein. Der dritte Schritt brachte die Aufmerksamkeit auf die Gleichzeitigkeit der Ausatmung mit der Bewegung des Armes nach unten.

Im Unterricht lehre ich die Aus­atmung meistens noch einmal in Schritten in folgender Art und Weise:

  • die Bewegung wird mit der normalen Ausatmung verbunden
  • die Bewegung verbindet sich mit einer gleichmäßigen Ausatmung
  • die Bewegung wird von einer leisen Ausatmung begleitet
  • die Ausatmung wird moderat verlängert
  • die Bewegung beginnt zeitgleich mit der Ausatmung

Auch nach einem Jahr der Praxis fällt diese Atemführung den Seniorinnen nicht einfach, und ich bestehe nicht immer auf ihrer Einhaltung. Trotzdem führt sie zu einer deutlichen Verbesserung des Atemgeschehens und einer harmonischeren Bewegung in den Āsanas.

Mittlerweile ist auch die Fähigkeit zur Konzentration deutlich gewachsen. Die Frauen können inzwischen auch schwierige und komplexe Übungen mit geschlossenen Augen machen. Einige Frauen berichten, dass sie kleine Übungen, wie die Verbindung von Atembewegung mit der gleichmäßigen Bewegung der Finger, auch zu Hause oder unterwegs machen, um ihre Beweglichkeit zu trainieren, oft aber auch wegen ihrer beruhigenden Wirkung.

Erklärungen sind hilfreich

Um das Erlernen einer passenden Atmung zu unterstützen, gebe ich kurze Erklärungen zum Ablauf der Atmung im Körper: wie die einzelnen Organe wie Nase, Kehle, Lunge, Zwerchfell und verschiedene Muskeln zusammenspielen oder wie man dies in einem Āsana verbinden kann.

Um das Bewusstsein für den Atem zu schärfen, lasse ich die Frauen zum einen ihren Atem mit den Handflächen auf dem Bauch oder am Brustkorb spüren. Zum anderen lenke ich ihre Aufmerksamkeit auf ihren Atem, sowohl vor als auch nach einem Āsana. Steht etwa die Ausatmung im Mittelpunkt, so lasse ich die Frauen ihre Hände auf den Bauch legen und allmählich die Bewegung des Bauches bei der Ausatmung nach innen (in Richtung Wirbelsäule) größer werden.

Durch die Atemübungen verringerte sich die Spannung im Körper wesentlich, Bewegungen wurden leichter ausführbar. Zwei Frauen – eine von ihnen hat Rheuma – konnten ihre Arme nicht bis in Augenhöhe heben, als sie in meine Gruppe kamen. Beide hatten noch nie mit atembegleitenden Übungen geübt. Inzwischen können sie ihre Arme über die Seite und nach vorn heben und begleiten ihre alltäglichen Bewegungen ganz bewusst mit der Atmung.

Die etwas gebeugte Haltung der Menschen im Alter lässt sie kürzer und unruhiger atmen. Deswegen richte ich die Aufmerksamkeit oft auch auf die Einatmung. Den Aspekt des Öffnens, Aufrichtens und Weitens erkläre ich und führe gezielte Übungen durch. Am Anfang steht das Wahrnehmen dessen, was ist. Die Frauen legen ihre Handflächen auf das Brustbein oder den Rippenbogen und versuchen, die Bewegung des Brustraums beim Atmen wahrzunehmen.

Genaues Beobachten und Nachfragen, wie sich die Arbeit mit dem Atem auf die Senioren auswirkt, welche Schwierigkeiten bei den Āsanas entstehen und ob die Ein- und Ausatmung verwechselt wird, sind für mich immer wieder wichtige Anhaltspunkte für die Planung der nächsten Yogastunde.
Ich schließe die Stunde entweder mit sehr einfachen Atemübungen ab, die die Konzentration auf die Atmung verstärken, oder mit Tönen. Anfangs hörte sich das Tönen jedoch sehr zaghaft und zittrig an – die Älteren waren es nicht mehr gewohnt zu singen. Es war etwas ganz Neues für sie, ihren eigenen Ton zu hören oder ihn mit einer Bewegung in Verbindung zu bringen. Solche Unsicherheiten überbrückte ich mit meinem eigenen Mit-Tönen. Auch das eigenständige Wiederholen des Tones in der Länge der individuellen Ausatmung stellt noch immer eine Herausforderung dar. Meist wird gewartet, bis möglichst alle zusammen anfangen oder man sich nach mir richtet. Die Töne gleichmäßig von Anfang bis Ende der Ausatmung zu singen oder eine Bewegung gut mit dem Ton zu koordinieren, ist auch jetzt noch für manche Teilnehmerinnen nicht möglich.

Als eine hohe Anforderung empfinden die Seniorinnen auch Übungen, bei denen sie nach dem Tönen mit der gleichen Bewegung fortfahren und sich den Ton nur noch vorstellen sollen. Die Bewegung soll dabei weder langsamer noch schneller werden, sodass auch die Atmung gleichmäßig fließen kann. Als eine bedeutende Entwicklung sehe ich, dass einige Frauen bei solchen Übungen inzwischen die Augen schließen, dass nicht mehr zur Nachbarin geschaut wird oder der Ton selbst sehr viel kräftiger klingt.

Ebenfalls bedeutend ist meine eigene Entwicklung, die mich gelassener und verständnisvoller im Umgang mit Älteren hat werden lassen.

Besonders hat mir dabei meine erste Einzelarbeit, die Arbeit mit der mittlerweile 88-jährigen Frau Schüler, geholfen. Seit zehn Jahren unterrichte ich sie regelmäßig in Yoga. Durch sie wurde meine Wahrnehmung der Veränderungen im Alter geweckt. Durch sie und mit ihr habe ich viele Besonderheiten im Umgang mit alten Menschen beim Yoga üben gelernt.

Āsana – Alternativen finden

Aufgrund der körperlichen Einschränkungen, die mit dem Alterungsprozess einhergehen, können viele der Āsanas nicht in ihren bekannten Formen ausgeführt werden. Varianten sind nötig. Sie dürfen jedoch den Sinn und das Konzept des Āsana nicht verändern, sondern sollen so vielmehr durch Modifikation ihrer äußeren Form den Übenden ermöglichen, das Wesen­t­lich des Āsana zu erfahren.

Was an den folgenden Beispielen sicher deutlich wird: Beim Unterrichten älterer und alter Menschen kommt man nur schwerlich ohne Stuhl oder Hocker zurecht.

Cakravākāsana (Abb. 1) ist älteren Menschen oft nicht möglich, weil Probleme mit den Knien die Position des Vierfüßlerstandes nicht erlauben. Die Rückbeugung des Rückens nach hinten ist jedoch gerade so gut aus dem Sitz auf einem Stuhl (Abb. 2) heraus machbar.

Abb. 1
Abb. 2

Auch bhujaṅgāsana ist wegen der Ausgangsposition oft beschwerlich (Abb. 3). Zur Wand lässt sich eine Rückbeuge – mit Schwerpunkt im oberen Rücken – weg von der Wand fast immer ausführen (Abb. 4).

Abb. 3
Abb. 4

In dieser Variante von ardha matsyendrāsana, dem halben Drehsitz (Abb. 5), vermeidet man die hohe Anforderung an Hüft- und Kniebeugung und erreicht auch im Sitzen auf einem Stuhl eine ausgezeichnete Dreh­bewe­gung der Wirbelsäule, in der eine ruhige und gleichmäßige Atmung möglich ist (Abb. 6).

Abb. 5
Abb. 6

Auch ardha uttānāsana (Abb. 7) lässt sich mithilfe eines Stuhls (Abb. 8), dessen Lehne als Stütze benutzt wird, zur Streckung des Rückens üben – gleiches funktioniert auch zum Hocker (Abb. 9).

Abb. 7
Abb. 8
Abb. 9

Selbst ein solch anspruchsvolles Āsana, wie mahāmudrā (Abb. 10), wird in manchen Kursen mit Hilfe zweier Hocker in deutlicher Beinstreckung statisch über mehrere Atemzüge geübt (Abb. 11).

Abb. 10
Abb. 11

Frau Schüler

Ilse Neiß hat nicht nur Gruppen älterer oder alter Menschen unterrichtet, sondern vermittelt auch Yoga im Einzelunterricht.

Dass es nie zu spät ist, um mit Yoga zu beginnen, be­weist Frau Schüler, die mit 78 Jahren zum ersten Mal mit Yoga in Kontakt kam, neugierig, ob das Üben ihr helfen könnte, ihr Alter zu genießen und nicht als Last zu erleben. Im Inte­r­esse ihrer Gesund­heit hatte sie über viele Jahre Gym­nastik in der Gruppe geübt – Yoga stellte sie sich zunächst ganz ähnlich vor.

Zehn Jahre spä­ter, inzwischen 88 Jahre alt, weiß sie, was Yoga ist (Abb. 12). Regel­mäßig praktiziert sie unter An­leitung ihrer Leh­­re­rin ihre Übungen, die sich im Lau­­­fe der Zeit natürlich verändert haben. War das erste Jahr noch geprägt vom Heraus­finden dessen, was sinnvolle, mögliche und hilfreiche Yogapraxis für Frau Schüler sein könnte, so waren die folgenden der Begleitung eines Prozesses gewidmet, der sowohl der Praktizierenden als auch der Unterrichtenden viele positive Erfahrungen vermitteln konnte.

Abb. 12

Da der zunehmende Gelenkverschleiß in den Knien Frau Sch­ü­ler zu schaffen macht, sorgen Übungen vom Hocker aus für Be­we­gung ohne Bela­stung – z. B. ardha apanāsana. Ü­bun­­gen im Stehen werden vermieden. Dennoch muss auf die Wirkung der Standāsana nicht verzichtet werden.

Durch die Entwicklung vieler Alternativen aus dem Sitz heraus konnte auch dafür Ersatz gefunden werden. Regu­lierung, Ver­fei­ne­rung und Verlän­gerung des Atems wirkt mithilfe einfacher Bewe­gungen der Arme auch heute nach zehn Jahren noch gewinnbringend.

Yoga ist ein Viśeṣa krama, ein Benutzen und Erfahren alltagsunüblicher Bewegungen oder Positionen. Ihr Sinn besteht darin, Körper und Geist so zu schulen, dass sie flexibel auf verschiedenste unerwartete An­forderungen reagieren können.

Seitbeugen zum Beispiel kommen im Alltag älterer Menschen kaum vor. So werden auch sie bewusst in die Yogapraxis integriert, um etwa die Bewegung der Rippen zu unterstützen und den gesamten Brustkorb bei der Weitung und Schaffung von Atemraum zu unterstützen.

Kon­zen­tra­tions­übun­g­en unterstützen die Wen­digkeit des Gei­­stes, was gerade im Alter eine große Herausforderung beinhaltet.

Vorbereitet durch Körper- und Atem­übungen ist das Sich-Sammeln ein wichtiger Teil Ihres regelmäßigen Übens. In der Tradition des Yoga gilt Meditation als Schwer­­­punkt für die Yogapraxis im Alter.

Zwei Kursbeispiele

Der Kurs (Abb. 13) zeigt eine der ersten Unter­richts­stunden einer Gruppe mit Teilnehmerinnen zwischen 59 und 85 Jahren. Der Aufbau des Kurses soll als ein möglicher Vorschlag unter vielen verstanden werden.

Ziel dieses Kurses war das Be­kanntmachen der Teilneh­mer­innen mit dem Gedanken, dass zentrales Merkmal der Bewegung in der Āsanapraxis eine bewusst ausgeführte Bewegung ist. Dazu wurde die Orientierung der Bewegungen am Atem benutzt. Allerdings wurde darauf geachtet, dass der Atem nicht in jeder Übung streng koordiniert wurde, weil eine solche Praxis ein hohes Maß an Auf­merksamkeit über die ver­gleichsmäßig lange Dauer einer Stunde erfordern würde.

Ein zweiter Zweck, dem diese Stunde diente, war, der Lehrerin einen Einblick in die Schwierig­keiten und Möglichkeiten der Übenden zu verschaffen. Dabei wurden Schwerpunkte gesetzt: So interessierten vorwiegend Infor­mationen über die Beweglichkeit des Rückens und der Hüften und über den Fluss des Atems. Deshalb wurden Variationen von Āsana gewählt, in denen diese Beobach­tungen nicht durch mögliche zusätzlich auftretende Probleme wie Kniebeschwerden behindert würden.

Daneben sollte diese erste Auswahl (Abb. 13) helfen, dem falschen Bild vorzubeugen, es gehe beim Yogaüben darum, sich möglichst hoch, weit oder tief zu bewegen.

Abb. 13

Der Kurs (Abb. 14) wurde nach etwa einem Jahr in der gleichen Gruppe unterrichtet. Die Koordination von Atem und Bewegung wurde jetzt in allen Übungen selbstverständlich einbezogen. Körperlich anspruchsvollere Übungen konnten gewagt werden, ohne Schaden zu befürchten, da die Teilnehmerinnen zum einen geübter waren, zum anderen das Vertrauen zwischen Lehrerin und Übenden gewachsen war und eine verlässliche Kommunikation bezüglich möglicher Probleme bestand.
Der Kurs hat einen klar bestimmten Schwerpunkt: Nach einer sehr dynamischen Aufwärmphase stellt er eine Rückbeuge und die Einatmung in den Mittelpunkt.

Abb. 14

Weitere artikel aus der Themensammlung: Yogapraxis

Viveka Āsana-Finder

Du suchst gezielt nach einem bestimmten Āsana; möchtest mehr erfahren und wissen, ob es dazu einen Artikel auf Viveka gibt?

Klicke im Finder einfach auf die entsprechende Grafik oder wähle im ĀSANA-FILTER ein Thema, um eine Auswahl angezeigt zu bekommen.
Success!
This is a success message.
Error
This is an error message.