Travelling Yoga – Gespräche über das Yoga Sūtra

Zwischen 1990 und 2012 diskutierten Imogen Dalmann und Martin Soder in Berlin fast jeden Mittwochvormittag in einem kleinen Kreis von etwa zehn Personen über das Yoga Sūtra von Patañjali. Dabei ging es niemandem um ein akademisches Studium des Textes, alle praktizieren und lehren Yoga. Anfänglich stand dabei im Mittelpunkt, das besondere, von T.K.V. Desikachar vermittelte Verständnis des Textes nachzuvollziehen und auszuloten. Dazu gehörte von Beginn an immer der Versuch, Überzeugungen, Konflikte, Einsichten und Probleme, die im Privaten oder bei der Arbeit bewegen, im Licht der Thesen Patañjalis zu reflektieren. Und für jedes Sūtra zu prüfen: Was ist damit gemeint? Was kann mit seiner Aussage angefangen werden? Ist es relevant oder bleibt es einem fremd?

Im wiederholten Durcharbeiten des Textes, Sūtra für Sūtra, über die Jahre hinweg kreisten die Gespräche in der Gruppe dabei immer wieder um bestimmte Themen. Die folgenden Fragen spiegeln die Vielfalt wider.

  • Wie weit tragen die Konzepte des Textes, wenn man persönlich mit Gewalt, Aggression oder Missgunst konfrontiert wird?
  • Wohin kann, wohin soll einen Yoga eigentlich schließlich bringen?
  • Welches Bild vom Menschen, seinen Bedürfnissen, Sehnsüchten, Möglichkeiten und Widersprüchen hat das Yoga Sūtra?
  • Wie weit ist diesem Bild zu folgen?
  • Was meint das Yoga Sūtra, wenn es etwa von Freiheit, von Leid, von Verstehen und Blindheit spricht?
  • Findet sich im Yoga Sūtra eine Entsprechung für das, was unter dem Begriff Spiritualität gefasst wird?
  • Ist man bei Patañjali mit den eigenen Erfahrung von Freiheit oder Leid, von Verstehen oder Blindheit gut aufgehoben? Wo braucht es Ergänzungen?
  • Wie gefangen ist man bei der Begegnung mit dem Text in der persönlichen Weltsicht, im eigenen westlichen Denken?
  • Wie sehr wird etwas in den Text hineingelesen, ohne es zu merken – vielleicht gerade dann, wenn man wieder einmal begeistert feststellt, wie hilfreich die Konzepte des Yoga Sūtra sein können, etwa in den Diskussionen über den Umgang mit Gefühlen, über gute Kommunikation, über Glück oder Trauer, über Erziehung oder Verantwortung.

Weil alle Teilnehmenden in ihrem Unterricht Patañjalis Konzepte vermitteln und diskutieren, beschäftige die Gruppe ebenso die sehr unterschiedlichen Übertragungen des Yoga Sūtra. Und entsprechend die Frage nach Texttreue, nach angemessener und unzulässiger Interpretation. Und schließlich: In welchem Zusammenhang die zentralen Ideen Patañjalis zu Konzepten der Psychologie, Soziologie und Philosophie unserer Zeit stehen? Wie wird etwa mit den Erkenntnissen der ­neurophysiologischen Forschung umgegangen, wenn über Patañjalis Vorstellungen vom menschlichen Geist reflektiert wird?

Ein Ausdruck dieser Diskussionen findet sich in den vielen seit 1994 in der Zeitschrift Viveka erschienenen ­Artikeln zum Yoga Sūtra. In diesen langen Jahren des Lebens mit Patañjalis Text sind seine Botschaften für alle in der Gruppe wohl etwas geworden, das die Sozial- und Kulturforscherin Gudrun-Axeli Knapp in einem anderen Zusammenhang als »Travelling Concept« definiert Gudrun-Axeli Knapp In einem ­Aufsatz über Veränderungen im ­Vokabular der Gesellschaftsanalyse in: ­Aulenbacher/Riegraf (Hg.): Erkenntnis und Methode. Geschlechterforschung in Zeiten des Umbruchs, Wiesbaden 2009, S. 309 ff. Den Hinweis verdankt Viveka Dr. ­Andreas Heilmann, wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Philosophischen ­Fakultät der Humboldt-Universität zu Berlin.

Konzepte, die in einer bestimmten theoretischen Richtung oder Disziplin oder einer länderspezifischen Wissenschaftstradition gebräuchlich sind, gehen auf Reisen und werden in anderen Kontexten aufgenommen. Und dabei immer neu gelesen und zwangsläufig verändert und ist wohl so der einzige Weg lebendig zu bleiben.

Genau dies gilt auch für das Yoga Sūtra, das auf eine fast zweitausendjährige Reise zurückblickt. Zuerst in Indien selbst, wo es in so gegensätzlichen Welten wie dem Tantrismus und der hinduistischen Orthodoxie Eingang fand. Seit etwa 160 Jahren setzt sich diese Reise im Westen fort bis heute, wo inzwischen alle, die diesen Text nutzen und schätzen gelernt haben, Teil dieser Reise geworden sind. Und damit ein Stückchen daran beteiligt, ob und wie diese Reise weitergeht. Das Yoga Sūtra also als ein lebendiges und zukunftsfähiges »Travelling Concept«.

Die Beobachtungen, Überlegungen und Thesen lassen sich heute verstehen als »Travelling Yoga«. Diesen Begriff mit Inhalt zu füllen, ist das Projekt für eine Reihe von Artikeln, die in folgenden Ausgaben von Viveka erscheinen werden (schrittweise auch hier auf der VIVEKA-Plattform). Den Anfang macht ein fiktiver Dialog zu den ersten Sutren des Textes. Er soll an die ­intensiven Diskussionen in besagter Mittwochsgruppe erinnern und vermittelt vielleicht auch ein wenig von dem großen Glück, sich über so lange Zeit, so intensiv, in so großer Offenheit und in einem so vertrauten Rahmen mit diesem großartigen Text auseinandergesetzt zu haben.

Travelling Yoga – Gespräche über das Yoga Sūtra

Zwischen 1990 und 2012 diskutierten Imogen Dalmann und Martin Soder in Berlin fast jeden Mittwochvormittag in einem kleinen Kreis von etwa zehn Personen über das Yoga Sūtra von Patañjali. Dabei ging es niemandem um ein akademisches Studium des Textes, alle praktizieren und lehren Yoga. Anfänglich stand dabei im Mittelpunkt, das besondere, von T.K.V. Desikachar vermittelte Verständnis des Textes nachzuvollziehen und auszuloten. Dazu gehörte von Beginn an immer der Versuch, Überzeugungen, Konflikte, Einsichten und Probleme, die im Privaten oder bei der Arbeit bewegen, im Licht der Thesen Patañjalis zu reflektieren. Und für jedes Sūtra zu prüfen: Was ist damit gemeint? Was kann mit seiner Aussage angefangen werden? Ist es relevant oder bleibt es einem fremd?

Im wiederholten Durcharbeiten des Textes, Sūtra für Sūtra, über die Jahre hinweg kreisten die Gespräche in der Gruppe dabei immer wieder um bestimmte Themen. Die folgenden Fragen spiegeln die Vielfalt wider.

  • Wie weit tragen die Konzepte des Textes, wenn man persönlich mit Gewalt, Aggression oder Missgunst konfrontiert wird?
  • Wohin kann, wohin soll einen Yoga eigentlich schließlich bringen?
  • Welches Bild vom Menschen, seinen Bedürfnissen, Sehnsüchten, Möglichkeiten und Widersprüchen hat das Yoga Sūtra?
  • Wie weit ist diesem Bild zu folgen?
  • Was meint das Yoga Sūtra, wenn es etwa von Freiheit, von Leid, von Verstehen und Blindheit spricht?
  • Findet sich im Yoga Sūtra eine Entsprechung für das, was unter dem Begriff Spiritualität gefasst wird?
  • Ist man bei Patañjali mit den eigenen Erfahrung von Freiheit oder Leid, von Verstehen oder Blindheit gut aufgehoben? Wo braucht es Ergänzungen?
  • Wie gefangen ist man bei der Begegnung mit dem Text in der persönlichen Weltsicht, im eigenen westlichen Denken?
  • Wie sehr wird etwas in den Text hineingelesen, ohne es zu merken – vielleicht gerade dann, wenn man wieder einmal begeistert feststellt, wie hilfreich die Konzepte des Yoga Sūtra sein können, etwa in den Diskussionen über den Umgang mit Gefühlen, über gute Kommunikation, über Glück oder Trauer, über Erziehung oder Verantwortung.

Weil alle Teilnehmenden in ihrem Unterricht Patañjalis Konzepte vermitteln und diskutieren, beschäftige die Gruppe ebenso die sehr unterschiedlichen Übertragungen des Yoga Sūtra. Und entsprechend die Frage nach Texttreue, nach angemessener und unzulässiger Interpretation. Und schließlich: In welchem Zusammenhang die zentralen Ideen Patañjalis zu Konzepten der Psychologie, Soziologie und Philosophie unserer Zeit stehen? Wie wird etwa mit den Erkenntnissen der ­neurophysiologischen Forschung umgegangen, wenn über Patañjalis Vorstellungen vom menschlichen Geist reflektiert wird?

Ein Ausdruck dieser Diskussionen findet sich in den vielen seit 1994 in der Zeitschrift Viveka erschienenen ­Artikeln zum Yoga Sūtra. In diesen langen Jahren des Lebens mit Patañjalis Text sind seine Botschaften für alle in der Gruppe wohl etwas geworden, das die Sozial- und Kulturforscherin Gudrun-Axeli Knapp in einem anderen Zusammenhang als »Travelling Concept« definiert Gudrun-Axeli Knapp In einem ­Aufsatz über Veränderungen im ­Vokabular der Gesellschaftsanalyse in: ­Aulenbacher/Riegraf (Hg.): Erkenntnis und Methode. Geschlechterforschung in Zeiten des Umbruchs, Wiesbaden 2009, S. 309 ff. Den Hinweis verdankt Viveka Dr. ­Andreas Heilmann, wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Philosophischen ­Fakultät der Humboldt-Universität zu Berlin.

Konzepte, die in einer bestimmten theoretischen Richtung oder Disziplin oder einer länderspezifischen Wissenschaftstradition gebräuchlich sind, gehen auf Reisen und werden in anderen Kontexten aufgenommen. Und dabei immer neu gelesen und zwangsläufig verändert und ist wohl so der einzige Weg lebendig zu bleiben.

Genau dies gilt auch für das Yoga Sūtra, das auf eine fast zweitausendjährige Reise zurückblickt. Zuerst in Indien selbst, wo es in so gegensätzlichen Welten wie dem Tantrismus und der hinduistischen Orthodoxie Eingang fand. Seit etwa 160 Jahren setzt sich diese Reise im Westen fort bis heute, wo inzwischen alle, die diesen Text nutzen und schätzen gelernt haben, Teil dieser Reise geworden sind. Und damit ein Stückchen daran beteiligt, ob und wie diese Reise weitergeht. Das Yoga Sūtra also als ein lebendiges und zukunftsfähiges »Travelling Concept«.

Die Beobachtungen, Überlegungen und Thesen lassen sich heute verstehen als »Travelling Yoga«. Diesen Begriff mit Inhalt zu füllen, ist das Projekt für eine Reihe von Artikeln, die in folgenden Ausgaben von Viveka erscheinen werden (schrittweise auch hier auf der VIVEKA-Plattform). Den Anfang macht ein fiktiver Dialog zu den ersten Sutren des Textes. Er soll an die ­intensiven Diskussionen in besagter Mittwochsgruppe erinnern und vermittelt vielleicht auch ein wenig von dem großen Glück, sich über so lange Zeit, so intensiv, in so großer Offenheit und in einem so vertrauten Rahmen mit diesem großartigen Text auseinandergesetzt zu haben.

Travelling Yoga – Gespräche über das Yoga Sūtra

Zwischen 1990 und 2012 diskutierten Imogen Dalmann und Martin Soder in Berlin fast jeden Mittwochvormittag in einem kleinen Kreis von etwa zehn Personen über das Yoga Sūtra von Patañjali. Dabei ging es niemandem um ein akademisches Studium des Textes, alle praktizieren und lehren Yoga. Anfänglich stand dabei im Mittelpunkt, das besondere, von T.K.V. Desikachar vermittelte Verständnis des Textes nachzuvollziehen und auszuloten. Dazu gehörte von Beginn an immer der Versuch, Überzeugungen, Konflikte, Einsichten und Probleme, die im Privaten oder bei der Arbeit bewegen, im Licht der Thesen Patañjalis zu reflektieren. Und für jedes Sūtra zu prüfen: Was ist damit gemeint? Was kann mit seiner Aussage angefangen werden? Ist es relevant oder bleibt es einem fremd?

Im wiederholten Durcharbeiten des Textes, Sūtra für Sūtra, über die Jahre hinweg kreisten die Gespräche in der Gruppe dabei immer wieder um bestimmte Themen. Die folgenden Fragen spiegeln die Vielfalt wider.

  • Wie weit tragen die Konzepte des Textes, wenn man persönlich mit Gewalt, Aggression oder Missgunst konfrontiert wird?
  • Wohin kann, wohin soll einen Yoga eigentlich schließlich bringen?
  • Welches Bild vom Menschen, seinen Bedürfnissen, Sehnsüchten, Möglichkeiten und Widersprüchen hat das Yoga Sūtra?
  • Wie weit ist diesem Bild zu folgen?
  • Was meint das Yoga Sūtra, wenn es etwa von Freiheit, von Leid, von Verstehen und Blindheit spricht?
  • Findet sich im Yoga Sūtra eine Entsprechung für das, was unter dem Begriff Spiritualität gefasst wird?
  • Ist man bei Patañjali mit den eigenen Erfahrung von Freiheit oder Leid, von Verstehen oder Blindheit gut aufgehoben? Wo braucht es Ergänzungen?
  • Wie gefangen ist man bei der Begegnung mit dem Text in der persönlichen Weltsicht, im eigenen westlichen Denken?
  • Wie sehr wird etwas in den Text hineingelesen, ohne es zu merken – vielleicht gerade dann, wenn man wieder einmal begeistert feststellt, wie hilfreich die Konzepte des Yoga Sūtra sein können, etwa in den Diskussionen über den Umgang mit Gefühlen, über gute Kommunikation, über Glück oder Trauer, über Erziehung oder Verantwortung.

Weil alle Teilnehmenden in ihrem Unterricht Patañjalis Konzepte vermitteln und diskutieren, beschäftige die Gruppe ebenso die sehr unterschiedlichen Übertragungen des Yoga Sūtra. Und entsprechend die Frage nach Texttreue, nach angemessener und unzulässiger Interpretation. Und schließlich: In welchem Zusammenhang die zentralen Ideen Patañjalis zu Konzepten der Psychologie, Soziologie und Philosophie unserer Zeit stehen? Wie wird etwa mit den Erkenntnissen der ­neurophysiologischen Forschung umgegangen, wenn über Patañjalis Vorstellungen vom menschlichen Geist reflektiert wird?

Ein Ausdruck dieser Diskussionen findet sich in den vielen seit 1994 in der Zeitschrift Viveka erschienenen ­Artikeln zum Yoga Sūtra. In diesen langen Jahren des Lebens mit Patañjalis Text sind seine Botschaften für alle in der Gruppe wohl etwas geworden, das die Sozial- und Kulturforscherin Gudrun-Axeli Knapp in einem anderen Zusammenhang als »Travelling Concept« definiert Gudrun-Axeli Knapp In einem ­Aufsatz über Veränderungen im ­Vokabular der Gesellschaftsanalyse in: ­Aulenbacher/Riegraf (Hg.): Erkenntnis und Methode. Geschlechterforschung in Zeiten des Umbruchs, Wiesbaden 2009, S. 309 ff. Den Hinweis verdankt Viveka Dr. ­Andreas Heilmann, wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Philosophischen ­Fakultät der Humboldt-Universität zu Berlin.

Konzepte, die in einer bestimmten theoretischen Richtung oder Disziplin oder einer länderspezifischen Wissenschaftstradition gebräuchlich sind, gehen auf Reisen und werden in anderen Kontexten aufgenommen. Und dabei immer neu gelesen und zwangsläufig verändert und ist wohl so der einzige Weg lebendig zu bleiben.

Genau dies gilt auch für das Yoga Sūtra, das auf eine fast zweitausendjährige Reise zurückblickt. Zuerst in Indien selbst, wo es in so gegensätzlichen Welten wie dem Tantrismus und der hinduistischen Orthodoxie Eingang fand. Seit etwa 160 Jahren setzt sich diese Reise im Westen fort bis heute, wo inzwischen alle, die diesen Text nutzen und schätzen gelernt haben, Teil dieser Reise geworden sind. Und damit ein Stückchen daran beteiligt, ob und wie diese Reise weitergeht. Das Yoga Sūtra also als ein lebendiges und zukunftsfähiges »Travelling Concept«.

Die Beobachtungen, Überlegungen und Thesen lassen sich heute verstehen als »Travelling Yoga«. Diesen Begriff mit Inhalt zu füllen, ist das Projekt für eine Reihe von Artikeln, die in folgenden Ausgaben von Viveka erscheinen werden (schrittweise auch hier auf der VIVEKA-Plattform). Den Anfang macht ein fiktiver Dialog zu den ersten Sutren des Textes. Er soll an die ­intensiven Diskussionen in besagter Mittwochsgruppe erinnern und vermittelt vielleicht auch ein wenig von dem großen Glück, sich über so lange Zeit, so intensiv, in so großer Offenheit und in einem so vertrauten Rahmen mit diesem großartigen Text auseinandergesetzt zu haben.

Einleitung

Zwischen 1990 und 2012 diskutierten Imogen Dalmann und Martin Soder in Berlin fast jeden Mittwochvormittag in einem kleinen Kreis von etwa zehn Personen über das Yoga Sūtra von Patañjali. Dabei ging es niemandem um ein akademisches Studium des Textes, alle praktizieren und lehren Yoga. Anfänglich stand dabei im Mittelpunkt, das besondere, von T.K.V. Desikachar vermittelte Verständnis des Textes nachzuvollziehen und auszuloten. Dazu gehörte von Beginn an immer der Versuch, Überzeugungen, Konflikte, Einsichten und Probleme, die im Privaten oder bei der Arbeit bewegen, im Licht der Thesen Patañjalis zu reflektieren. Den Anfang dieser Serie macht ein fiktiver Dialog zu den ersten Sutren des Textes.

īśvarapraṇidhānavā
Yoga Sūtra, 1. Kapitel - Sūtra 23
Die hingebungsvolle Meditation auf īśvarapraṇidhāna macht es möglich, den Yoga-Zustand zu erreichen.

Unser eigentliches Wesen, in sich selbst ruhend, der unverstellten Wahrnehmung fähig, gleich, ob sie sich auf uns selbst, auf die Welt um uns herum oder auf Gott bezieht. Gelingt die Verbindung mit diesem Potenzial, das nach der Vorstellung von Patañjali in jedem ruht, dann erfährt man wirkliche Zufriedenheit, Gelassenheit und innere Harmonie.

kleśakarmavipākaśayairaparāmṛṣṭaḥ puruṣaviśeṣa īśvara
Yoga Sūtra, 1. Kapitel - Sūtra 24
Īśvara ist das höchste Wesen, dessen Handlungen niemals auf falschem Verstehen basieren.

Īśvara ist für Patañjali also eine Kraft, die sich deutlich unterscheidet von dem Potenzial, das allgemein im Menschen ruht.

Er beschreibt īśvara ohne jeden Makel. Anders als der Mensch ist Īśvara nie der ganzen Verkettung von innerer Unklarheit, daraus resultierenden Handlungen und Mustern unterworfen gewesen, die uns immer wieder Enge und neue Unklarheiten bescheren. Seine Fähigkeit zu erkennen ist daher grenzenlos. Īśvara ist die „Quelle allen Wissens“. Nichts was wir je wissen könnten, stammt nicht von ihm und von dem erleuchtetsten Weisen unterscheidet er sich noch immer dadurch, dass er nie unwissend war. So ist er der „erste aller Lehrer“.
tatra niratiśayaṁ sarvajñabījam
Yoga Sūtra, 1. Kapitel - Sūtra 25
Īśvara kennt alles, was erkannt werden kann.
sa eṣa pūrveṣāmāpi guruḥ kālenānavacchedāt
Yoga Sūtra, 1. Kapitel - Sūtra 26
Īśvara ist ewig. Tatsächlich ist er der erste aller Lehrer. Îshvara ist die Quelle, die alle Lehrer leitet: die der Vergangenheit, der Gegenwart und der Zukunft.

Was aber ist ein Lehrer? Jemand, der einem hilft, für sich selbst stehen zu lernen. Patañjalis īśvara ist mithin ein Mittler, eine Hilfe, wenn man bei der schwierigen Suche nach einem selbst ins Straucheln gerät.

Er erscheint bei Patañjali aber nicht als der Schöpfer der Welt, nicht als einer, der belohnt oder straft. Er ist eine Kraft, die einen auf dem Yogaweg voranbringt, auf die – findet man den Zugang zu ihr – auch in schwierigsten Zeiten zählen kann.

Wie kann man sich auf diese Kraft beziehen, was heißt īśvarapraṇidhāna, das häufig übersetzt wird mit Hingebung an Gott? Die folgenden Sūtra verdeutlichen das.

tasya vācakaḥ praṇavaḥ
Yoga Sūtra, 1. Kapitel - Sūtra 27
Unser Bezug auf īśvara muss seinen Qualitäten angemessen sein.
tajjapastadarthabhāvanam
Yoga Sūtra, 1. Kapitel - Sūtra 28
Wollen wir eine Beziehung zu īśvara erstellen, so ist es nötig, daß wir uns auf richtige Weise und regelmäßig an ihn wenden und über seine Eigenschaften reflektieren.
tataḥ pratyakcetanādhigamo pyantarāyābhāvaśca
Yoga Sūtra, 1. Kapitel - Sūtra 29
Mit der Zeit erkennt das Individuum auf diese Weise seine wahre Natur. Jedem Hindernis und Rückschlag, die auf seinem Weg hin zum Zustand des Yoga auftreten, wird es mit Gelassenheit begegnen.

Die Bedeutung von īśvara für das eigene Handeln

Um das Wort īśvara an anderer Stelle des Yoga Sūtra, dem berühmten ersten Sūtra des zweiten Kapitels, richtig zu verstehen, bedarf es einer anderen Leseart. Dazu eine kleine Begebenheit, die ein Freund des Autors, Yogalehrer aus Belgien, einmal erzählte. Eine seiner Yogaschülerinnen bat ihn um einen Termin für ihren Vater, einen gesunden Mann in den Sechzigern, der daran interessiert war, ein wenig mehr darüber zu erfahren, was seine Tochter seit Jahren tat. Als er dann kam, war er neugierig genug, um ein kleines Yogaprogramm einfach nur „zum Ausprobieren“ zu bitten.

Er erhielt einen Zettel mit drei einfachen Körperübungen sowie den Vorschlag, den Atem allmählich entsprechend dem eigenen Belieben zu verlängern. Einige Monate später traf es sich, dass der Freund ihn auf einem Seminar sah, das er für Yogainteressierte gab. Er kam wieder mit ihm ins Gespräch und fand schnell heraus, dass der Mann in der Zwischenzeit regelmäßig die Übungen gemacht hatte, weil er Gefallen daran gefunden hatte. So bestellte er ihn zu sich, um das Üben zu korrigieren. Als er ihn bei seinen Atemübungen beobachtete, stellte er fest, dass der ältere Herr ruhig und locker atmete und dabei die schier unglaubliche Länge von vierzig Sekunden ein- und über etwa vierzig Sekunden ausatmete, und das über etwa zehn Minuten lang.

Weißt Du, fragte er den Autor, warum er so mühelos einen solch wunderbaren Atem erreichen konnte?

Was bei seinem Üben herauskommen würde, war ihm gleich. Er war so offen, einfach etwas zu versuchen, was er für wert hielt.

Dieser Mann, von dem der Freund erzählte, war kein frommer Christ, kein Mensch, der sich tief im Glauben an eine göttliche Kraft verwurzelt sah. Jedoch verfügte er über eine Qualität, die sehr schlicht aber umso treffender die Bedeutung des Wortes īśvarapraṇidhāna beschreibt, so wie Patañjali den Begriff im ersten Sūtra des zweiten Kapitels benutzt.

tapaḥsvādhyāyeśvarapraṇidhānāni kriyāyogaḥ
Yoga Sūtra, 2. Kapitel - Sūtra 2
Die Haltung von Offenheit, die Fähigkeit, annehmen zu können.

Dort wird erklärt, was das Yogaüben ausmacht: Es bedarf bestimmter Qualitäten, die in der Praxis auftauchen müssen, damit das Ziel erreicht werden kann. Es sind folgende Qualitäten:

  • Das Üben soll einen klarer und leichter, nicht dumpfer und schwerer machen – tapas.
  • Es soll gleichzeitig Erkenntnisse über sich selbst ermöglichen; man soll sich durch das Üben besser kennenlernen – svādhyāya.
  • Und schließlich sollte es mit einer bestimmten inneren Haltung ausgeführt werden, eben mit īśvarapraṇidhāna. „Handle so, dass Du Dich nicht von den Früchten deines Handelns abhängig machst“, so wird an dieser Stelle īśvarapraṇidhāna in einem alten Kommentar zum Yoga Sūtra übersetzt.

Die Rolle von īśvara im täglichen Umgang mit sich selbst

Ein weiterer Zusammenhang, in dem das Wort īśvara – ebenfalls im Zusammenhang mit dem Begriff praṇidhāna (Hingabe, unerschütterliches Festhalten an etwas) – begegnet, sind die niyama. Unter niyama versteht Patañjali die Aspekte des Yogaweges, die den Umgang eines Menschen mit sich selbst betreffen.

Īśvarapraṇidhāna ist eine der fünf Haltungen, die das Yoga Sūtra in diesem Zusammenhang erwähnt (YS, 2. Kapitel – Sūtra 32). Was bedeutet īśvara hier? Die niyama beschreiben bestimmte innere Haltungen, die sich im Prozess des Yogapraktizierens in uns entwickeln können und sich im Umgang mit uns selbst zeigen. Dieser Umgang ist Teil des Alltags und drückt sich entsprechend in Alltagssituationen aus. Der Versuch, eine kontinuierliche Verbindung zu dieser besonderen Kraft īśvara herzustellen, kann Teil dieses Alltags sein und so aussehen, dass ein Gebet, ein Gedenken, ein kleines Ritual seine tägliche regelmäßige Form findet.

In der Tradition der Inder und Inderinnen ist es die morgendliche puja, ein rituelles Gebet für das auch in der kleinsten Hütte ein Eckchen, ein Teppich reserviert ist. Diese kurzen Momente sind allein dem Bezug auf Gott vorbehalten, der den Tag über als Hilfe zur Verfügung stehen soll.

Für viele, denen die Idee eines persönlichen Gottes nicht zugänglich ist, sieht eine solche Gelegenheit vielleicht anders aus. Man erinnert sich an eine Person, eine Situation, in der etwas erlebt wurde, das ermutigen, stützen kann. Oder man lässt sich von der Schönheit einer Blume den Wert von Einfachheit und Direktheit vermitteln, oder man dankt der Sonne für das Licht, das sie jeden Tag spendet. Wo auch immer jemand eine solche inspirierende und führende Kraft sieht, īśvarapraṇidhāna meint als niyama das machbar Alltägliche, das Ritual, das mit ihm verbindet.

Wenn sich die innere Verbundenheit mit einer höheren Kraft wahrhaftig ausdrücken kann in unserem täglichen Verhalten, dann – so Patañjali – ist ein Riesenschritt getan.

Dann, so knüpft er im zweiten Kapitel im Sūtra 45 mit der Beschreibung von īśvarapraṇidhāna als niyama an die Gedanken zu īśvarapraṇidhāna im ersten Kapitels an, wird tatsächlich die Fähigkeit wirklichen Erkennens – samādhisiddhih – geschenkt. Und das ist eben nichts anderes als das Ziel, um dessen Willen der Yoga gelehrt wurde – wirkliche Klarheit.

samādhisiddhirīśvarapraṇidhānāt
Yoga Sūtra, 2. Kapitel - Sūtra 45

Das tägliche Ritual.

Fragen dazu an T.K.V. Desikachar

Viveka – Beinhaltet das Wort praṇidhāna eine bestimmte Haltung, mit der ich versuchen werde, mich mit dieser Quelle der Weisheit in Beziehung zu setzen?

Desikachar – Ja. Ohne Vertrauen in diese Kraft īśvara werde ich mich nicht fragend an sie wenden, mich nicht mit ihr in Verbindung setzen, und damit auch keinen Teil der Qualität erhalten, für die diese Kraft steht. Es ist wie das Vertrauen in meinen Arzt, wie mein fester Glaube daran, dass dieser Arzt weiß, was er tut. Die Tatsache, dass ich zu jemandem gehe und Hilfe ersuche, dass er sich öffnet und mir hilft, all das ist in dem Begriff praṇidhāna enthalten. Dabei muss ich als Erstes immer davon ausgehen, dass es etwas gibt, was ich nicht weiß. Zweitens muss ich dieses verstehen wollen. Sonst benötige ich keine Hilfe. Als Drittes ist eine Quelle notwendig, die mir zugänglich ist und die mir genau das geben kann, was ich brauche. Und viertens bedarf es einer Haltung gegenüber dieser Quelle, die von Demut und Akzeptanz geprägt ist.

Viveka – Wie sehr ist der Gedanke īśvarapraṇidhāna unerlässlicher Bestandteil in Patañjalis Verständnis von Yoga?

Desikachar – Patañjali verpflichtet niemanden, dem Prinzip von īśvarapraṇidhāna zu folgen. Īśvarapraṇidhāna ist eine der Möglichkeiten, die zur Auswahl gestellt werden. Es gibt noch ganz andere Wege, die man versuchen kann. Patañjali drückt das durch das Wort „oder“(vā) aus, mit dem das erste Sūtra über īśvarapraṇidhāna schließt (YS, 2. Kapitel – Sūtra 23). Wir sollten jedoch bedenken, dass es im Yoga Sūtra ganz offensichtlich eine Reihenfolge bezüglich der Mittel gibt, die uns bei der Klärung unseres Geistes helfen können. Patañjali sagt nicht, wir sollten dieses und jenes ausprobieren, bevor er īśvarapraṇidhāna vorschlägt. Er beginnt vielmehr mit īśvarapraṇidhāna. Zuvor äußert er zwar ganz allgemein, dass man eine Richtung haben muss, wenn man etwas im Leben erreichen möchte, aber noch hat man von ihm nicht erfahren, wie man ans Ziel gelangen kann. Der erste Vorschlag, den Patañjali dann in diesem Zusammenhang macht, ist īśvarapraṇidhāna. Dieser Vorschlag bleibt nicht der Einzige, aber ich würde sagen, im Zusammenhang mit den anderen Sūtra ist er der wichtigste. Ein Mensch, der sich an diese „Quelle“ wenden kann, wird viele Probleme im Leben verhüten können. Mit gebührendem Respekt für Patañjali kann man sagen, dass dem Vorschlag, sich auf Īśvara zu beziehen, eine Gewichtung beigemessen wird, die sich in all den anderen Lösungsvorschlägen, die Patañjali im Folgenden darstellt, nicht finden lässt. Zum Abschluss möchte ich dazu noch sagen, dass mein Vater und Lehrer T. Krishnamacharya so weit ging zu behaupten, dass īśvarapraṇidhāna heutzutage die einzig wirksame Lösung sei. Das mag für manche Leute hart klingen, aber das war seine Überzeugung. Mein Vater war ein sehr traditioneller und religiöser Mensch. Er hatte großes Vertrauen in Gott. Wahrscheinlich hat er viele verschiedene Dinge in den hundert Jahren seines weit entwickelten Lebens ausprobiert und ist zu dem Schluss gekommen, dass īśvarapraṇidhāna heute absolut notwendig ist. Dabei bedeutet īśvarapraṇidhāna allerdings nicht nur zu sagen, alles läge eben in Gottes Hand. Die Hinwendung zu īśvara fordert von uns, alles Mögliche zu tun und dann zu akzeptieren, dass das Resultat in Gottes Händen liegt.

Viveka – Yogapraxis definiert sich nach Patañjali über drei Dinge: tapas, svādhyāya und īśvarapraṇidhāna. Was meint in diesem Zusammenhang īśvarapraṇidhāna?

Desikachar – Patañjali hat das menschliche System in einfacher Weise begriffen. Für ihn liegt alles Erleben, Erfahren, Verstehen im Zustand unseres Geistes begründet, sei es gut oder schlecht. Das heißt für den Yogaweg, es muss also immer etwas mit dem Geist geschehen. Eine Veränderung meines Geistes taucht nicht aus dem Nichts heraus auf, sondern ist das Ergebnis eines ganz bestimmten Tuns meinerseits. Auch mein Geist unterliegt dem Wandel; deshalb kann ich ihn ja verändern. Oftmals bemühen wir uns sehr um eine bestimmte Veränderung, und doch tragen unsere Bemühungen keine Früchte oder bringen unerwartete Ergebnisse hervor. Aus diesem Grund sollten wir – so Patañjali – schon ganz zu Beginn unserer Bemühungen um Veränderung unseres Geisteszustands sehr achtsam sein. Natürlich müssen wir handeln und einen Versuch wagen. Bemühung spielt eine große Rolle. Aber immer ist auch das Beobachten notwendig. Ich möchte ganz offen sagen, dass auch der beste Mensch nicht alles in seiner Hand hat. Man kann schwerlich behaupten, man habe jede Situation immer vollständig im Griff. Im Gegenteil, man sollte versuchen, sich in diesem Punkt einen gewissen Freiraum zu bewahren. Er besteht darin, auf Unerwartetes vorbereitet zu sein. Auch das ist īśvarapraṇidhāna. Hier bedeutet īśvarapraṇidhāna also, dass wir nicht davon ausgehen sollten, alles werde sich in gleicher Weise wieder ereignen, wie wir es schon einmal erlebt haben. Wir sind gar nicht in der Lage, alles wahrzunehmen, was um uns herum geschieht, und übersehen viele Dinge. Wir müssen dem Unerwarteten einen Raum gewähren. Das ist mit īśvarapraṇidhāna gemeint. Es bedeutet, dass wir auf das Unerwartete vorbereitet und nicht fassungslos sein sollten, wenn sich etwas ereignet, womit wir nicht gerechnet haben. Auf diese Art und Weise werden unsere Handlungen nicht mechanisch, weil wir immer offen für Veränderungen bleiben. Das mechanische Handeln wird also durch ein achtsames Handeln, ein Handeln gepaart mit Beobachtung, ersetzt. Das ist der Grundgedanke, wenn īśvarapraṇidhāna als ein Teil des Yogaprozesses (kriyāyoga) eingeführt wird.

Viveka – Welche Rolle spielen die Konzepte von īśvarapraṇidhāna in der Vermittlung von Yoga?

Desikachar – Sehen Sie, Yoga ist keine Fertigkeit, sondern Yoga ist Transformation. Das ist ganz entscheidend. Yoga bedeutet nicht, Fähigkeiten zu entwickeln, die einem ermöglichen, einen Kassettenre­corder zu reparieren oder Optiker oder Arzt zu sein. Yoga ist eine Transformation, eine Veränderung des Geistes. Wesentlich dabei ist, dass sich unser Geist von einer niedrigeren zu einer höheren Stufe hinentwickelt. Wenn mein Geist sich gewandelt hat, dann kann ich meine Fähigkeiten viel besser nutzen. Eine Fähigkeit verleiht mir jedoch niemals Weisheit. Das Anliegen des Yoga ist daher die Umwandlung des Geistes. Dabei spielen die persönlichen Haltungen, die niyama, eine Rolle. Im Verlaufe meiner Entwicklung werden sie immer wichtiger. Ich habe das Gefühl, – und ich möchte Ihnen das ans Herz legen – dass wir heutzutage sehr vorsichtig mit īśvarapraṇidhāna umgehen müssen. Der Begriff ist sehr bedeutungsschwer. Hinzu kommt, dass wir nicht genau sagen können, worin īśvarapraṇidhāna besteht. Es kann das Beten zu Gott sein, die Haltung unseren Handlungen gegenüber, oder es kann darin bestehen, sich einem guten Lehrer, einer Lehrerin anzuvertrauen oder aber ganz etwas anderes. Zur Eile besteht allerdings kein Grund: Wir dürfen dieses Prinzip niemandem aufdrängen. Es wird sich ganz von selbst ein­stellen. Als Übende und als Lehrer sollten wir damit ganz entspannt umgehen. Als Lehrer werde ich niemals īśvarapraṇidhāna zu einer Voraussetzung für mein Unterrichten machen. Das funktioniert nicht. Ganz lang­sam wird das Leben jeden irgendwann einmal dazu bringen, īśvarapraṇidhāna ins Auge zu blicken. Es ist eine Frage der Zeit und des richtigen Augenblicks.

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Einleitung

Zwischen 1990 und 2012 diskutierten Imogen Dalmann und Martin Soder in Berlin fast jeden Mittwochvormittag in einem kleinen Kreis von etwa zehn Personen über das Yoga Sūtra von Patañjali. Dabei ging es niemandem um ein akademisches Studium des Textes, alle praktizieren und lehren Yoga. Anfänglich stand dabei im Mittelpunkt, das besondere, von T.K.V. Desikachar vermittelte Verständnis des Textes nachzuvollziehen und auszuloten. Dazu gehörte von Beginn an immer der Versuch, Überzeugungen, Konflikte, Einsichten und Probleme, die im Privaten oder bei der Arbeit bewegen, im Licht der Thesen Patañjalis zu reflektieren. Den Anfang dieser Serie macht ein fiktiver Dialog zu den ersten Sutren des Textes.

īśvarapraṇidhānavā
Yoga Sūtra, 1. Kapitel - Sūtra 23
Die hingebungsvolle Meditation auf īśvarapraṇidhāna macht es möglich, den Yoga-Zustand zu erreichen.

Unser eigentliches Wesen, in sich selbst ruhend, der unverstellten Wahrnehmung fähig, gleich, ob sie sich auf uns selbst, auf die Welt um uns herum oder auf Gott bezieht. Gelingt die Verbindung mit diesem Potenzial, das nach der Vorstellung von Patañjali in jedem ruht, dann erfährt man wirkliche Zufriedenheit, Gelassenheit und innere Harmonie.

kleśakarmavipākaśayairaparāmṛṣṭaḥ puruṣaviśeṣa īśvara
Yoga Sūtra, 1. Kapitel - Sūtra 24
Īśvara ist das höchste Wesen, dessen Handlungen niemals auf falschem Verstehen basieren.

Īśvara ist für Patañjali also eine Kraft, die sich deutlich unterscheidet von dem Potenzial, das allgemein im Menschen ruht.

Er beschreibt īśvara ohne jeden Makel. Anders als der Mensch ist Īśvara nie der ganzen Verkettung von innerer Unklarheit, daraus resultierenden Handlungen und Mustern unterworfen gewesen, die uns immer wieder Enge und neue Unklarheiten bescheren. Seine Fähigkeit zu erkennen ist daher grenzenlos. Īśvara ist die „Quelle allen Wissens“. Nichts was wir je wissen könnten, stammt nicht von ihm und von dem erleuchtetsten Weisen unterscheidet er sich noch immer dadurch, dass er nie unwissend war. So ist er der „erste aller Lehrer“.
tatra niratiśayaṁ sarvajñabījam
Yoga Sūtra, 1. Kapitel - Sūtra 25
Īśvara kennt alles, was erkannt werden kann.
sa eṣa pūrveṣāmāpi guruḥ kālenānavacchedāt
Yoga Sūtra, 1. Kapitel - Sūtra 26
Īśvara ist ewig. Tatsächlich ist er der erste aller Lehrer. Îshvara ist die Quelle, die alle Lehrer leitet: die der Vergangenheit, der Gegenwart und der Zukunft.

Was aber ist ein Lehrer? Jemand, der einem hilft, für sich selbst stehen zu lernen. Patañjalis īśvara ist mithin ein Mittler, eine Hilfe, wenn man bei der schwierigen Suche nach einem selbst ins Straucheln gerät.

Er erscheint bei Patañjali aber nicht als der Schöpfer der Welt, nicht als einer, der belohnt oder straft. Er ist eine Kraft, die einen auf dem Yogaweg voranbringt, auf die – findet man den Zugang zu ihr – auch in schwierigsten Zeiten zählen kann.

Wie kann man sich auf diese Kraft beziehen, was heißt īśvarapraṇidhāna, das häufig übersetzt wird mit Hingebung an Gott? Die folgenden Sūtra verdeutlichen das.

tasya vācakaḥ praṇavaḥ
Yoga Sūtra, 1. Kapitel - Sūtra 27
Unser Bezug auf īśvara muss seinen Qualitäten angemessen sein.
tajjapastadarthabhāvanam
Yoga Sūtra, 1. Kapitel - Sūtra 28
Wollen wir eine Beziehung zu īśvara erstellen, so ist es nötig, daß wir uns auf richtige Weise und regelmäßig an ihn wenden und über seine Eigenschaften reflektieren.
tataḥ pratyakcetanādhigamo pyantarāyābhāvaśca
Yoga Sūtra, 1. Kapitel - Sūtra 29
Mit der Zeit erkennt das Individuum auf diese Weise seine wahre Natur. Jedem Hindernis und Rückschlag, die auf seinem Weg hin zum Zustand des Yoga auftreten, wird es mit Gelassenheit begegnen.

Die Bedeutung von īśvara für das eigene Handeln

Um das Wort īśvara an anderer Stelle des Yoga Sūtra, dem berühmten ersten Sūtra des zweiten Kapitels, richtig zu verstehen, bedarf es einer anderen Leseart. Dazu eine kleine Begebenheit, die ein Freund des Autors, Yogalehrer aus Belgien, einmal erzählte. Eine seiner Yogaschülerinnen bat ihn um einen Termin für ihren Vater, einen gesunden Mann in den Sechzigern, der daran interessiert war, ein wenig mehr darüber zu erfahren, was seine Tochter seit Jahren tat. Als er dann kam, war er neugierig genug, um ein kleines Yogaprogramm einfach nur „zum Ausprobieren“ zu bitten.

Er erhielt einen Zettel mit drei einfachen Körperübungen sowie den Vorschlag, den Atem allmählich entsprechend dem eigenen Belieben zu verlängern. Einige Monate später traf es sich, dass der Freund ihn auf einem Seminar sah, das er für Yogainteressierte gab. Er kam wieder mit ihm ins Gespräch und fand schnell heraus, dass der Mann in der Zwischenzeit regelmäßig die Übungen gemacht hatte, weil er Gefallen daran gefunden hatte. So bestellte er ihn zu sich, um das Üben zu korrigieren. Als er ihn bei seinen Atemübungen beobachtete, stellte er fest, dass der ältere Herr ruhig und locker atmete und dabei die schier unglaubliche Länge von vierzig Sekunden ein- und über etwa vierzig Sekunden ausatmete, und das über etwa zehn Minuten lang.

Weißt Du, fragte er den Autor, warum er so mühelos einen solch wunderbaren Atem erreichen konnte?

Was bei seinem Üben herauskommen würde, war ihm gleich. Er war so offen, einfach etwas zu versuchen, was er für wert hielt.

Dieser Mann, von dem der Freund erzählte, war kein frommer Christ, kein Mensch, der sich tief im Glauben an eine göttliche Kraft verwurzelt sah. Jedoch verfügte er über eine Qualität, die sehr schlicht aber umso treffender die Bedeutung des Wortes īśvarapraṇidhāna beschreibt, so wie Patañjali den Begriff im ersten Sūtra des zweiten Kapitels benutzt.

tapaḥsvādhyāyeśvarapraṇidhānāni kriyāyogaḥ
Yoga Sūtra, 2. Kapitel - Sūtra 2
Die Haltung von Offenheit, die Fähigkeit, annehmen zu können.

Dort wird erklärt, was das Yogaüben ausmacht: Es bedarf bestimmter Qualitäten, die in der Praxis auftauchen müssen, damit das Ziel erreicht werden kann. Es sind folgende Qualitäten:

  • Das Üben soll einen klarer und leichter, nicht dumpfer und schwerer machen – tapas.
  • Es soll gleichzeitig Erkenntnisse über sich selbst ermöglichen; man soll sich durch das Üben besser kennenlernen – svādhyāya.
  • Und schließlich sollte es mit einer bestimmten inneren Haltung ausgeführt werden, eben mit īśvarapraṇidhāna. „Handle so, dass Du Dich nicht von den Früchten deines Handelns abhängig machst“, so wird an dieser Stelle īśvarapraṇidhāna in einem alten Kommentar zum Yoga Sūtra übersetzt.

Die Rolle von īśvara im täglichen Umgang mit sich selbst

Ein weiterer Zusammenhang, in dem das Wort īśvara – ebenfalls im Zusammenhang mit dem Begriff praṇidhāna (Hingabe, unerschütterliches Festhalten an etwas) – begegnet, sind die niyama. Unter niyama versteht Patañjali die Aspekte des Yogaweges, die den Umgang eines Menschen mit sich selbst betreffen.

Īśvarapraṇidhāna ist eine der fünf Haltungen, die das Yoga Sūtra in diesem Zusammenhang erwähnt (YS, 2. Kapitel – Sūtra 32). Was bedeutet īśvara hier? Die niyama beschreiben bestimmte innere Haltungen, die sich im Prozess des Yogapraktizierens in uns entwickeln können und sich im Umgang mit uns selbst zeigen. Dieser Umgang ist Teil des Alltags und drückt sich entsprechend in Alltagssituationen aus. Der Versuch, eine kontinuierliche Verbindung zu dieser besonderen Kraft īśvara herzustellen, kann Teil dieses Alltags sein und so aussehen, dass ein Gebet, ein Gedenken, ein kleines Ritual seine tägliche regelmäßige Form findet.

In der Tradition der Inder und Inderinnen ist es die morgendliche puja, ein rituelles Gebet für das auch in der kleinsten Hütte ein Eckchen, ein Teppich reserviert ist. Diese kurzen Momente sind allein dem Bezug auf Gott vorbehalten, der den Tag über als Hilfe zur Verfügung stehen soll.

Für viele, denen die Idee eines persönlichen Gottes nicht zugänglich ist, sieht eine solche Gelegenheit vielleicht anders aus. Man erinnert sich an eine Person, eine Situation, in der etwas erlebt wurde, das ermutigen, stützen kann. Oder man lässt sich von der Schönheit einer Blume den Wert von Einfachheit und Direktheit vermitteln, oder man dankt der Sonne für das Licht, das sie jeden Tag spendet. Wo auch immer jemand eine solche inspirierende und führende Kraft sieht, īśvarapraṇidhāna meint als niyama das machbar Alltägliche, das Ritual, das mit ihm verbindet.

Wenn sich die innere Verbundenheit mit einer höheren Kraft wahrhaftig ausdrücken kann in unserem täglichen Verhalten, dann – so Patañjali – ist ein Riesenschritt getan.

Dann, so knüpft er im zweiten Kapitel im Sūtra 45 mit der Beschreibung von īśvarapraṇidhāna als niyama an die Gedanken zu īśvarapraṇidhāna im ersten Kapitels an, wird tatsächlich die Fähigkeit wirklichen Erkennens – samādhisiddhih – geschenkt. Und das ist eben nichts anderes als das Ziel, um dessen Willen der Yoga gelehrt wurde – wirkliche Klarheit.

samādhisiddhirīśvarapraṇidhānāt
Yoga Sūtra, 2. Kapitel - Sūtra 45

Das tägliche Ritual.

Fragen dazu an T.K.V. Desikachar

Viveka – Beinhaltet das Wort praṇidhāna eine bestimmte Haltung, mit der ich versuchen werde, mich mit dieser Quelle der Weisheit in Beziehung zu setzen?

Desikachar – Ja. Ohne Vertrauen in diese Kraft īśvara werde ich mich nicht fragend an sie wenden, mich nicht mit ihr in Verbindung setzen, und damit auch keinen Teil der Qualität erhalten, für die diese Kraft steht. Es ist wie das Vertrauen in meinen Arzt, wie mein fester Glaube daran, dass dieser Arzt weiß, was er tut. Die Tatsache, dass ich zu jemandem gehe und Hilfe ersuche, dass er sich öffnet und mir hilft, all das ist in dem Begriff praṇidhāna enthalten. Dabei muss ich als Erstes immer davon ausgehen, dass es etwas gibt, was ich nicht weiß. Zweitens muss ich dieses verstehen wollen. Sonst benötige ich keine Hilfe. Als Drittes ist eine Quelle notwendig, die mir zugänglich ist und die mir genau das geben kann, was ich brauche. Und viertens bedarf es einer Haltung gegenüber dieser Quelle, die von Demut und Akzeptanz geprägt ist.

Viveka – Wie sehr ist der Gedanke īśvarapraṇidhāna unerlässlicher Bestandteil in Patañjalis Verständnis von Yoga?

Desikachar – Patañjali verpflichtet niemanden, dem Prinzip von īśvarapraṇidhāna zu folgen. Īśvarapraṇidhāna ist eine der Möglichkeiten, die zur Auswahl gestellt werden. Es gibt noch ganz andere Wege, die man versuchen kann. Patañjali drückt das durch das Wort „oder“(vā) aus, mit dem das erste Sūtra über īśvarapraṇidhāna schließt (YS, 2. Kapitel – Sūtra 23). Wir sollten jedoch bedenken, dass es im Yoga Sūtra ganz offensichtlich eine Reihenfolge bezüglich der Mittel gibt, die uns bei der Klärung unseres Geistes helfen können. Patañjali sagt nicht, wir sollten dieses und jenes ausprobieren, bevor er īśvarapraṇidhāna vorschlägt. Er beginnt vielmehr mit īśvarapraṇidhāna. Zuvor äußert er zwar ganz allgemein, dass man eine Richtung haben muss, wenn man etwas im Leben erreichen möchte, aber noch hat man von ihm nicht erfahren, wie man ans Ziel gelangen kann. Der erste Vorschlag, den Patañjali dann in diesem Zusammenhang macht, ist īśvarapraṇidhāna. Dieser Vorschlag bleibt nicht der Einzige, aber ich würde sagen, im Zusammenhang mit den anderen Sūtra ist er der wichtigste. Ein Mensch, der sich an diese „Quelle“ wenden kann, wird viele Probleme im Leben verhüten können. Mit gebührendem Respekt für Patañjali kann man sagen, dass dem Vorschlag, sich auf Īśvara zu beziehen, eine Gewichtung beigemessen wird, die sich in all den anderen Lösungsvorschlägen, die Patañjali im Folgenden darstellt, nicht finden lässt. Zum Abschluss möchte ich dazu noch sagen, dass mein Vater und Lehrer T. Krishnamacharya so weit ging zu behaupten, dass īśvarapraṇidhāna heutzutage die einzig wirksame Lösung sei. Das mag für manche Leute hart klingen, aber das war seine Überzeugung. Mein Vater war ein sehr traditioneller und religiöser Mensch. Er hatte großes Vertrauen in Gott. Wahrscheinlich hat er viele verschiedene Dinge in den hundert Jahren seines weit entwickelten Lebens ausprobiert und ist zu dem Schluss gekommen, dass īśvarapraṇidhāna heute absolut notwendig ist. Dabei bedeutet īśvarapraṇidhāna allerdings nicht nur zu sagen, alles läge eben in Gottes Hand. Die Hinwendung zu īśvara fordert von uns, alles Mögliche zu tun und dann zu akzeptieren, dass das Resultat in Gottes Händen liegt.

Viveka – Yogapraxis definiert sich nach Patañjali über drei Dinge: tapas, svādhyāya und īśvarapraṇidhāna. Was meint in diesem Zusammenhang īśvarapraṇidhāna?

Desikachar – Patañjali hat das menschliche System in einfacher Weise begriffen. Für ihn liegt alles Erleben, Erfahren, Verstehen im Zustand unseres Geistes begründet, sei es gut oder schlecht. Das heißt für den Yogaweg, es muss also immer etwas mit dem Geist geschehen. Eine Veränderung meines Geistes taucht nicht aus dem Nichts heraus auf, sondern ist das Ergebnis eines ganz bestimmten Tuns meinerseits. Auch mein Geist unterliegt dem Wandel; deshalb kann ich ihn ja verändern. Oftmals bemühen wir uns sehr um eine bestimmte Veränderung, und doch tragen unsere Bemühungen keine Früchte oder bringen unerwartete Ergebnisse hervor. Aus diesem Grund sollten wir – so Patañjali – schon ganz zu Beginn unserer Bemühungen um Veränderung unseres Geisteszustands sehr achtsam sein. Natürlich müssen wir handeln und einen Versuch wagen. Bemühung spielt eine große Rolle. Aber immer ist auch das Beobachten notwendig. Ich möchte ganz offen sagen, dass auch der beste Mensch nicht alles in seiner Hand hat. Man kann schwerlich behaupten, man habe jede Situation immer vollständig im Griff. Im Gegenteil, man sollte versuchen, sich in diesem Punkt einen gewissen Freiraum zu bewahren. Er besteht darin, auf Unerwartetes vorbereitet zu sein. Auch das ist īśvarapraṇidhāna. Hier bedeutet īśvarapraṇidhāna also, dass wir nicht davon ausgehen sollten, alles werde sich in gleicher Weise wieder ereignen, wie wir es schon einmal erlebt haben. Wir sind gar nicht in der Lage, alles wahrzunehmen, was um uns herum geschieht, und übersehen viele Dinge. Wir müssen dem Unerwarteten einen Raum gewähren. Das ist mit īśvarapraṇidhāna gemeint. Es bedeutet, dass wir auf das Unerwartete vorbereitet und nicht fassungslos sein sollten, wenn sich etwas ereignet, womit wir nicht gerechnet haben. Auf diese Art und Weise werden unsere Handlungen nicht mechanisch, weil wir immer offen für Veränderungen bleiben. Das mechanische Handeln wird also durch ein achtsames Handeln, ein Handeln gepaart mit Beobachtung, ersetzt. Das ist der Grundgedanke, wenn īśvarapraṇidhāna als ein Teil des Yogaprozesses (kriyāyoga) eingeführt wird.

Viveka – Welche Rolle spielen die Konzepte von īśvarapraṇidhāna in der Vermittlung von Yoga?

Desikachar – Sehen Sie, Yoga ist keine Fertigkeit, sondern Yoga ist Transformation. Das ist ganz entscheidend. Yoga bedeutet nicht, Fähigkeiten zu entwickeln, die einem ermöglichen, einen Kassettenre­corder zu reparieren oder Optiker oder Arzt zu sein. Yoga ist eine Transformation, eine Veränderung des Geistes. Wesentlich dabei ist, dass sich unser Geist von einer niedrigeren zu einer höheren Stufe hinentwickelt. Wenn mein Geist sich gewandelt hat, dann kann ich meine Fähigkeiten viel besser nutzen. Eine Fähigkeit verleiht mir jedoch niemals Weisheit. Das Anliegen des Yoga ist daher die Umwandlung des Geistes. Dabei spielen die persönlichen Haltungen, die niyama, eine Rolle. Im Verlaufe meiner Entwicklung werden sie immer wichtiger. Ich habe das Gefühl, – und ich möchte Ihnen das ans Herz legen – dass wir heutzutage sehr vorsichtig mit īśvarapraṇidhāna umgehen müssen. Der Begriff ist sehr bedeutungsschwer. Hinzu kommt, dass wir nicht genau sagen können, worin īśvarapraṇidhāna besteht. Es kann das Beten zu Gott sein, die Haltung unseren Handlungen gegenüber, oder es kann darin bestehen, sich einem guten Lehrer, einer Lehrerin anzuvertrauen oder aber ganz etwas anderes. Zur Eile besteht allerdings kein Grund: Wir dürfen dieses Prinzip niemandem aufdrängen. Es wird sich ganz von selbst ein­stellen. Als Übende und als Lehrer sollten wir damit ganz entspannt umgehen. Als Lehrer werde ich niemals īśvarapraṇidhāna zu einer Voraussetzung für mein Unterrichten machen. Das funktioniert nicht. Ganz lang­sam wird das Leben jeden irgendwann einmal dazu bringen, īśvarapraṇidhāna ins Auge zu blicken. Es ist eine Frage der Zeit und des richtigen Augenblicks.

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